Kategorie: Job-Interview

Persönlichkeitstest für den Beruf: Das kommt im Bewerbungsverfahren auf dich zu

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Der Persönlichkeitstest gehört heutzutage zum Standard-Repertoire der HR-Abteilung. Unternehmen suchen in einer globalisierten, vernetzten und vielschichtigen Geschäftswelt nach Talenten, die nicht nur durch fachliche Expertise, sondern auch durch Soft Skills und eine starke Persönlichkeit punkten.

Aus der Sicht von BerufseinsteigerInnen bedeutet das: Bereite dich darauf vor, dass du im Laufe des Bewerbungsprozesses einen Persönlichkeitstest absolvieren musst. Vor allem größere Unternehmen mit mehrstufigen Bewerbungsverfahren setzen auf den Persönlichkeitstest als wissenschaftlich anerkanntes Mittel zur Einschätzung deiner Persönlichkeit.

In diesem Beitrag erklären wir dir, warum Unternehmen Persönlichkeitstests im Beruf verlangen, welche standardisierten Tests besonders häufig eingesetzt werden und wie du dich optimal darauf vorbereitest.

Darum führen Unternehmen Persönlichkeitstests durch

Unternehmen setzen in ihren Bewerbungsverfahren Persönlichkeitstests ein, um ein Verständnis für die Persönlichkeits-Ausprägungen der KandidatInnen zu gewinnen. Zusätzlich zu den Hard Skills können HR-Fachleute auf Basis dieses Tests entscheiden, ob deine Persönlichkeit zu dem geforderten Berufsbild passt.

Der Persönlichkeitstest im Beruf:

Bei einem Persönlichkeitstest handelt es sich um ein psychologisches Testverfahren zur Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften. Der Persönlichkeitstest wird in Bewerbungsverfahren eingesetzt, um die Eignung der KandidatInnen für ein bestimmtes Berufsbild zu bewerten. Persönlichkeitstests finden unter standardisierten Bedingungen statt. Das heißt, dass alle KandidatInnen denselben Text unter den gleichen Bedingungen absolvieren.

Persönlichkeitstests unterscheiden sich von Leistungstests dadurch, dass die kognitive Leistungsfähigkeit der KandidatInnen nicht im Fokus steht. Das heißt: Anders als beim klassischen IQ-Test gibt es im Persönlichkeitstest kein „Richtig“ oder „Falsch“. Vielmehr werden alle Antworten beziehungsweise Reaktionen herangezogen, um ein umfassendes Bild über die Persönlichkeit zu erstellen und dispositionelle Persönlichkeitseigenschaften bewerten zu können.

Hier werden Persönlichkeitstests im Beruf eingesetzt

Du bist auf der Suche nach einem Job und bereitest dich in diesem Zusammenhang auch auf den Bewerbungsprozess vor? Dann kann es gut sein, dass du dich in naher Zukunft auch mit einem Persönlichkeitstest beschäftigen wirst. Persönlichkeitstests werden im Beruf insbesondere in diesen Bereichen eingesetzt:

  • Persönlichkeitstests im Assessment Center
  • Persönlichkeitstests im Online-Verfahren
  • Telefonische Persönlichkeitstests als Teil des Bewerbungsverfahrens
  • Unternehmensinterne Persönlichkeitstests für interne Bewerbungsverfahren
  • Coaching-Maßnahmen
  • Personalentwicklungsmaßnahmen
  • Persönliche Standortbestimmung

Was wird in Persönlichkeitstests bewertet?

Das Ziel von Persönlichkeitstests im Beruf ist klar – doch welche Persönlichkeitseigenschaften werden im Rahmen eines solchen Tests überhaupt bewertet? Die Antwort auf diese Frage hängt zum einen von dem geforderten Jobprofil ab, zum anderen aber auch von der angewandten Testart. Die meisten Persönlichkeitstests im Beruf bewerten die Persönlichkeit, indem charakterliche Ausprägungen auf Skalen bewertet werden. So kann festgestellt werden, welche Eigenschaften bei den KandidatInnen besonders ausgeprägt sind.

Eine bewährte Testmethode ist das der MBTI, der vier verschiedene Persönlichkeitsdimensionen erfasst, die jeweils zweigeteilte Ausprägungen vorsehen:

Persönlichkeitsdimension Ausprägung IAusprägung II
Motivation, AntriebExtraversion (E)Introversion (I)
AufmerksamkeitSensitivität (S)Intuition (N)
EntscheidungDenken (T)Fühlen (F)
LebensstilBeurteilen (J)Wahrnehmen (P)

Die jeweilige Ausprägung erlaubt es den PersonalerInnen, Persönlichkeitsprofile zu erstellen. Dazu wird in der Regel der Buchstabe der Ausprägung herangezogen, sodass ein mögliches Profil lauten kann: ESTP. Diese Bewertung umfasst die Ausprägungen Extraversion (E), Sensitivität (S), Denken (T) und Wahrnehmen (P).

Der Big-Five-Persönlichkeitstest

Viele Persönlichkeitstests basieren auf dem sogenannten Big-Five-Modell (Deutsch: Fünf-Faktoren-Modell. Dabei handelt es sich um ein Modell der Persönlichkeitspsychologie, das als international anerkanntes Standardmodell gilt. Das Modell ist auch unter der Bezeichnung OCEAN geläufig, wobei jeweils die Anfangsbuchstaben der Hauptdimensionen einbezogen werden.

Die Hauptdimensionen der Persönlichkeit gemäß Big Five:

Openness – Aufgeschlossenheit

Conscientiousness – Gewissenhaftigkeit

Extraversion – Extravertiertheit

Agreeableness – Kooperationsbereitschaft

Neurocitism – emotionale Labilität

Zur Erfassung der Big Five werden üblicherweise Fragebögen eingesetzt, wobei der NEO-PI-R als wichtigster Persönlichkeitstest auf Grundlage des Big Five Modells gilt. NEO steht für „Neurotizismus (N) Extraversion (E) Offenheit (O) und ist als reduzierte Fassung der Big Five weit verbreitet.

Diese Persönlichkeitstests im Beruf sind wichtig

In der freien Wirtschaft haben sich verschiedene Persönlichkeitstests für berufliche Zwecke etabliert. Die meisten HR-Abteilungen arbeiten bei der Durchführung von Persönlichkeitstests in ihren Bewerbungsverfahren mit externen Anbietern zusammen.

Dabei ist es aus Bewerbersicht sinnvoll, sich vorab mit den folgenden Persönlichkeitstests zu beschäftigen:

BIP - Bochumer Inventar zur Berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung

Das Bochumer Inventar zur Berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung (BIP) gilt unter PersonalerInnen als besonders aussagekräftig und zuverlässig, da es vor allem auf berufsrelevante Persönlichkeitsmerkmale abzielt. Das BIP verwendet eine skalenbasierte Methodik, bei der die BewerberInnen Aussagen anhand einer Skala bewerten müssen (z.B. Skala von „trifft voll und ganz zu“ bis „trifft gar nicht zu“).

Das BIP bewertet die folgenden vier Hauptbereiche:

  • Berufliche Orientierung
  • Arbeitsverhalten
  • Soziale Kompetenz
  • Psychische Konstitution

Die Antworten der TeilnehmerInnen werden in der BIP-Systematik in Zahlenwerte konvertiert, grafisch dargestellt und in einem psychologischen Gutachten zusammengefasst.

Der 16 PF Persönlichkeitstest

Der ursprünglich für klinische Zwecke entwickelte Persönlichkeitstest „16 PF“ erfasst 16 Persönlichkeitsmerkmale, die anhand von Antworten auf bestimmte Fragen bewertet werden. Ähnlich wie andere Tests bewertet 16 PF bestimmter Persönlichkeitseigenschaften dann mithilfe einer Skala, auf der zwei gegensätzliche Ausprägungen dargestellt sind.

Zu diesen paarweisen Ausprägungen gehören beispielsweise

  • Sachinteresse – Kontaktinteresse
  • Emotionale Labilität – Stabilität
  • Flexibilität – Pflichtbewusstsein
  • Vertrauen – Wachsamkeit
  • Spontanität – Perfektionismus

Das Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI)

Das Freiburger Persönlichkeitsinventar lässt in seinem Fragebogen ausschließlich die Antworten „Stimmt“ oder „Stimmt nicht“ zu. Auf Basis dieser Antworten werden den KandidatInnen Eigenschaften auf zehn verschiedenen Skalen zugeschrieben:  

  • Lebenszufriedenheit
  • Soziale Orientierung
  • Leistungsorientierung
  • Gehemmtheit
  • Erregbarkeit
  • Aggressivität
  • Beanspruchung
  • Körperliche Beschwerden
  • Gesundheitssorgen
  • Offenheit

Das FPI umfasst insgesamt 138 Fragen, die in einem Zeitraum von 20 bis 30 Minuten üblicherweise am PC beantwortet werden. Aus den Antworten lässt sich automatisiert ein Persönlichkeitsprofil erstellen.

Der MMPI - Minnesota Multiphasic Personality Inventory

Der MMPI ist als Persönlichkeitstest für berufliche Zwecke nicht unumstritten, da er teilweise Fragen umfasst, die eher auf psychische Störungen, Depressionen, Paranoia oder ähnliche Symptome abzielen als auf beruflich relevante Persönlichkeitsmerkmale. Aussagen wie „Manchmal bin ich von bösen Geistern besessen“ erfüllen die Voraussetzungen dafür, dass BewerberInnen bei der Beantwortung sogar lügen dürfen, da die Persönlichkeitsrechte betroffen sind. Der MMPI ist aus diesen Gründen heute nicht mehr weit verbreitet.

Der GPOP Persönlichkeitstest

Der Golden Profiler of Personality (GPOP) gehört zu den psychologischen Testverfahren, die auf die Selbsteinschätzung der KandidatInnen abzielen und eng mit dem Myers-Briggs-Typenindikator zusammenhängt. Ähnlich wie andere berufliche Persönlichkeitstests erfasst der GPOP systematisch die persönlichen Ausprägungen auf fünf Ebenen:

  • Extraversion - Introversion
  • Sinneswahrnehmung - Intuition
  • analytisch - wertorientiert
  • Strukturorientierung - Wahrnehmungsorientierung
  • Anspannung - Gelassenheit

Da die Bezeichnung der Skalen nicht speziell auf berufliche relevante Merkmale abzielt, ist das Ergebnis des GPOP häufig erklärungsbedürftig. Zudem stellt die fehlende Möglichkeit zur automatisierten Auswertung der Fragebögen eine Herausforderung dar.

Myers-Briggs-Typenindikator (MTBI)

Der MTBI teilt die Persönlichkeit der KandidatInnen in vier verschiedene Dimensionen ein. Durch die systematische Befragung der BewerberInnen gelingt es, bei diesen vier Ausprägungs-Paaren das jeweils überwiegende Persönlichkeitsmerkmal zu identifizieren:

  • Intraversion – Extraversion (I/E)
  • Intuition – Sensing (N/S)
  • Feeling – Thinking (F/T)
  • Judging – Perceiving (J/P)

Aus der jeweils überwiegenden Komponente der BewerberInnen lässt sich anschließend eine Buchstabenkombination bilden, die eine Einordnung in eines von vier Persönlichkeitsprofilen erlaubt. Diese Profile sind (mit ihren jeweiligen Buchstabenkombinatioonen):

  • Idealist: ENFJ/ENFP/INFJ/INFP
  • Künstler: ISFP/ISTP/ESTP/ESFP
  • Rationalist: ENTJ/ENTP/INTJ/INTP
  • Wächter: ESTJ/ESFJ/ISFJ/ISTJ

Vorbereitung auf deinen Persönlichkeitstest

In der Regel weißt du vor deinem Assessment Center oder vor deinem Online-Persönlichkeitstest nicht, welche Testmethode auf dich zukommt. Anders als bei einem IQ-Test ist es daher auch relativ schwierig, sich systematisch auf einen beruflichen Persönlichkeitstest vorzubereiten.

Wichtig ist, dass du bei dem Test ehrlich antwortest und nicht versuchst, zwischen „richtigen“ und „falschen“ Antworten abzuwägen – denn diese gibt es in einem Persönlichkeitstest üblicherweise nicht. Versuche stattdessen, das Ziel der Fragestellung zu antizipieren und so zu antworten, dass sich am Ende ein stimmiges Persönlichkeitsgutachten mit einer hohen Eignung für die ausgeschriebene Stelle ergibt. Dabei solltest du natürlich immer ehrlich und authentisch bleiben.

Tipp: Probier dich doch mal an unserem „Marco“ Test von JobTeaser – hier kannst du schon viel über dich und deine Persönlichkeit erfahren.