Tarifvertrag: Definition, Vorteile und Nachteile

Du bist als Absolvent:in gerade auf Jobsuche und stehst vor der Frage, ob du dich um einen Job mit oder ohne Tarifbindung bemühst? Dann bist du hier genau richtig. Wir erklären dir, was genau ein Tarifvertrag ist, was die Vorteile und Nachteile des Tarifvertrags sind und worauf du als Arbeitnehmer:in bei deinem Berufseinstieg achten solltest.

Der Tarifvertrag – eine Definition

In Deutschland waren im Jahr 2019 rund 44 % der Arbeitnehmer:innen in einem tarifgebundenen Beschäftigungsverhältnis angestellt[1]. Die Bedeutung der Tarifverträge hat damit im Vergleich zu den neunziger Jahren zwar deutlich abgenommen – Tarifverträge sind für etwas weniger als die Hälfte aller Beschäftigten aber nach wie vor relevant.

Um die Bedeutung des Tarifvertrags als Berufseinsteiger:in zu verstehen, ist zunächst eine grundsätzliche Begriffsklärung erforderlich:

Tarifvertrag ja oder nein? Was heißt das für mich?

Der wesentliche Unterschied zwischen tarifgebundenen Stellen und Jobs ohne Tarifvertrag ist: Ohne Tarifvertrag können die Unternehmen ihre Arbeitsbedingungen – im gesetzlichen Rahmen – individuell mit dir aushandeln, während sie sich bei tarifgebundenen Positionen an die Vorgaben des Tarifvertrags halten müssen.

Wenn du als Berufseinsteiger:in in einem Unternehmen mit Tarifbindung anfängst, hast du also relativ wenige Möglichkeiten, deine individuellen Arbeitskonditionen auszuhandeln. Vielmehr wirst du gemäß Hochschulabschluss und Position in eine Entgeltgruppe einsortiert und erhältst damit die gleichen Konditionen wie andere Beschäftigte in dieser Gruppe.

Übrigens: Auch Unternehmen mit Tarifbindung können individuelle Arbeitsverträge aushandeln. Diese AT-Verträge (AT=Außertariflich) kommen aber in der Regel nur für höhere Positionen infrage. Als Berufseinsteiger:in wirst du also keinen AT-Vertrag erhalten.

Gilt ein Tarifvertrag für meine Stelle?

Wenn du auf Jobsuche bist und dich auf Stellen bewirbst, kannst du dem Stellenprofil häufig entnehmen, ob es sich um eine tarifgebundene Position handelt. Grundsätzlich gilt ein Tarifvertrag für dich als Berufseinsteiger:in immer dann, wenn Arbeitgeber:in und die Arbeitnehmer:innen tarifgebunden sind. Das heißt für Arbeitgeber:innen, dass sie Mitglied in einem Arbeitgeberverband sind. Arbeitnehmer:innen organisieren sich hingegen in einer Gewerkschaft.

Die Vertragsparteien – also Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände – handeln in regelmäßigen Abständen die Arbeitskonditionen für die Beschäftigten neu aus. Dabei geht es meist vor allem um Lohn und Gehalt, Urlaubsanspruch und Sonderzahlungen wie etwa Urlaubs- oder Weihnachtsgeld. Als Arbeitnehmer:in kannst du auch selbst der Gewerkschaft beitreten und hast damit die Möglichkeit, auch selbst Einfluss auf deine Arbeitsbedingungen zu nehmen.

Je nach der Branche, in der du beschäftigt bist, wirst du es wahrscheinlich mit einer bestimmten Gewerkschaft zu tun haben. Zu den bekanntesten Gewerkschaften gehören in Deutschland:

• IG Metall
• IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE)
• ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
• Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten
• EVG – Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft
• Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft

Flächentarifvertrag oder Haustarifvertrag?

Je nach tariflicher Vertragsstruktur des Unternehmens wird zwischen

• Flächentarifverträgen und
• Haustarifverträgen

unterschieden. Ein Flächentarifvertrag stellt dabei ein Vertragswerk dar, das verbindlich für eine ganze Branche gilt, wobei es regionale Unterschiede gibt. So richten sich die Verträge beispielsweise nach den individuellen Lebenshaltungskosten in der jeweiligen Region.

Ein Haustarifvertrag gilt hingegen nur für ein Unternehmen – und regelt daher auch nur die Konditionen in dem jeweiligen Betrieb. Tarifpartner ist in diesem Fall übrigens ein Vertreter des Unternehmens und nicht ein Arbeitgeberverband.

Tarifvertrag – Vorteile und Nachteile

Als Berufseinsteiger:in überwiegen die Vorteile, wenn du dich für ein Unternehmen mit Tarifbindung entscheidest. Du profitierst hier von festen Regelungen zu deinen Arbeitskonditionen und erhältst im Durchschnitt auch ein höheres Gehalt als deine Kommiliton:innen ohne Tarifvertrag. Hier findest du die wichtigsten Vor- und Nachteile des Tarifvertrags aus Sicht von Arbeitnehmer:innen:

Außertariflicher Vertrag – Vorteile und Nachteile

Auch in Unternehmen mit Tarifbindung hast du die Möglichkeit, einen Vertrag außerhalb dieser tariflichen Vorgaben abzuschließen. Dabei handelt es sich um einen außertariflichen Vertrag, einen sogenannten AT-Vertrag.

Der AT-Vertrag kommt in der Regel nur für Führungskräfte oder ausgewiesene Spezialisten in einem Fachgebiet infrage. Der Abschluss eines AT-Vertrags stellt also einen großen Schritt auf der Karriereleiter dar – und dieser geht meist auch mit einer deutlichen Gehaltssteigerung und einer hohen Verantwortung einher.

AT-Verträge kommen dann zum Einsatz, wenn Arbeitnehmer:innen

• ein besonders verantwortungsvolles oder höherwertiges Aufgabengebiet wahrnehmen
• ein andersartiges Aufgabengebiet haben, das nicht mit tarifgebundenen Aufgabenstellungen zu vergleichen ist
• gemäß ihrer Position ein Gehalt beziehen, das höher als das höchste Tarifgehalt ist

Dem höheren Gehalt und der besseren Position im Unternehmen stehen aber auch eine Reihe an Nachteilen gegenüber. Hier sind die wichtigsten Vor- und Nachteile von AT-Verträgen:

Ein AT-Vertrag wird üblicherweise nicht völlig unabhängig von den geltenden tariflichen Bestimmungen im Unternehmen geschlossen. Vielmehr orientiert er sich an den Eckdaten und Rahmenbedingungen der Tarifverträge – lässt dabei aber individuelle Abweichungen zu.

Unternehmen mit Tarifvertrag

Du möchtest als Berufseinsteiger:in die Vorteile eines Tarifvertrags genießen und suchst daher explizit nach Unternehmen, die tarifgebundene Stellen ausschreiben. Dann findest du hier eine Liste der wichtigsten deutschen Unternehmen mit Tarifvertrag. Grundsätzlich gilt: Die meisten großen Unternehmen verfügen über einen Betriebsrat und bieten damit auch dir als Berufseinsteiger:in einen Tarifvertrag an.

Hier sind einige der größten Unternehmen mit Tarifvertrag:

• Deutsche Telekom
• Deutsche Bahn
• Volkswagen
• Daimler
• BMW Group
• Audi AG
• Robert Bosch GmbH
• Continental AG
• ZF Friedrichshafen AG
• Thyssen Krupp AG
• Porsche AG

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[1] Tarifbindung von Arbeitnehmern - Statistisches Bundesamt (destatis.de)