Kategorie: Gesellschaft

Wie die Pandemie den Arbeitsmarkt aus Sicht der Gen Z verändert

Die Corona-Pandemie geht in ihr drittes Jahr – und sorgt noch immer für tiefgreifende Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt. Das JobTeaser Karrierebarometer Young Talents zeigt, wie junge Studierende und Absolvent:innen der Genz Z den aktuellen Arbeitsmarkt erleben.

23. Juni 2025 · 1 min Lesezeit

Junge Studierende sitzen auf einer Treppe
Foto von Buro Millennial von Pexels

Das JobTeaser Karrierebarometer Young Talents geht mit der Sommersemester-Auflage 2022 bereits in die fünfte Runde. Schon seit 2020 führen wir regelmäßig Befragungen unter jungen Talenten durch, um das Stimmungsbild der Gen Z kontinuierlich im Auge zu haben. Unser Karrierebarometer erlaubt es, Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt zu erkennen – Studierende, Hochschulen und HR-Verantwortliche können dadurch frühzeitig die richtigen Maßnahmen ergreifen.

Hier geht’s zum kostenlosen Download des kompletten Karrierebarometers.

Das JobTeaser Karrierebarometer Young Talents 2022 Sommersemester in Zahlen

Auch dieses Jahr durften wir uns wieder über eine hervorragende Beteiligung junger Studierender und Absolvent:innen freuen. Insgesamt haben sich 3.213 Teilnehmer:innen im Rahmen einer selbstselektiven Online-Befragung an der Studie beteiligt. Die Umfrage wurde im Januar 2022 durchgeführt und spiegelt dadurch die aktuelle Stimmungslage der Young Talents wider.

Dank der guten Teilnehmerquote sind wir in der Lage, die Ergebnisse der Umfrage nach dem jeweiligen Karrierestand zu differenzieren. So trennen wir im ersten Teil der Studie zwischen Absolvent:innen und Studierenden, um Unterschiede in der Beantwortung der Fragen hervorzuheben.

Ein Blick zurück: Der Frühherbst 2021 mit massiven Zukunftssorgen

Ein kurzer Rückblick auf die Ergebnisse des letzten Karrierebarometers hilft uns dabei, die aktuellen Ergebnisse besser einzuordnen und Trends zu erkennen. Im Frühherbst 2021 dominierte unter den Studierenden und Absolvent:innen die Sorge über den beruflichen Lebensweg: Gut drei Viertel aller Studierenden (78 Prozent), die kurz vor dem Abschluss standen, sowie 91 Prozent aller Absolvent:innen, die zu dem Zeitpunkt auf Jobsuche waren, äußerten diese Sorge.

Die Erwartungshaltung der jungen Talente war weiterhin durch eine klare Forderung nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance und der Möglichkeit von Homeoffice auch nach der Pandemie geprägt. Eine der wesentlichen Erkenntnisse war zudem die weit verbreitete Enttäuschung über die Stellenbeschreibungen. So gaben nur 25 Prozent der Befragten mit einer erfolgreichen Bewerbung an, dass die Stellenbeschreibung eine klare Vorstellung der Position vermittelt hat.

Vorlesungssäle bleiben verwaist

Mittlerweile gibt es junge Viertsemester, die schon auf das Ende ihres Bachelor-Studiums zusteuern und noch keinen Vorlesungssaal von innen gesehen haben. Auch, wenn die meisten Universitäten für das Sommersemester gute Chancen auf Präsenzunterricht sehen: Nur ein geringer Anteil der jungen Studierenden konnte in letzter Zeit eine Präsenzveranstaltung besuchen. Rund 60 Prozent der Studierenden verfolgen die Vorlesungen rein digital oder überwiegend digital.

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Die berufliche Zukunft bleibt unsicher

Die weit verbreitete Sorge über die berufliche Zukunft hält unter jungen Studierenden und Absolvent:innen an: Der Anteil der besorgten Studienteilnehmer:innen ist mit 78 Prozent genau so hoch wie bei der letzten Befragung im Herbst 2021. Dabei prägten vor allem die Sorge über einen Mangel an passenden Stellenangeboten (39 Prozent), die Finanzierung des eigenen Lebensunterhalts (37 Prozent) und Prüfungsangst (27 Prozent) das Stimmungsbild.

Career Center der Hochschulen erfreuen sich steigender Beliebtheit

Mit gezielten Hilfsangeboten bei der Karriereplanung stehen die Career Center der Hochschulen den Studierenden mit Rat und Tat zur Seite. Das Angebot der Career Center erfreut sich gerade in unsicheren Pandemiezeiten großer Beliebtheit unter der Studierendenschaft. Dabei steht besonders die Unterstützung mit konkreten, passenden Stellenanzeigen hoch im Kurs: 58 Prozent wünschen sich diese Form der konkreten Unterstützung durch ihre Hochschulen.

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Ein weiterer Pluspunkt ist aus Sicht der Studierenden die direkte Kontaktmöglichkeit zu Unternehmen über die universitären Career Center, knapp ein Drittel der Studierenden hält dieses Angebot für sinnvoll. Besonders Studierende in ihrem Abschlussjahr schätzen die Möglichkeit einer direkten Kontaktaufnahme mit Unternehmen. Stellenanzeigen und die Präsenz der Unternehmen in den Career Centern sind für die Nachwuchskräfte somit sogar noch relevanter als die Präsenz der Unternehmen in den sozialen Netzwerken. Rund die Hälfte der Studierenden (49 Prozent) wünscht sich eine derartige Präsenz von Unternehmen.

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Die Gefühlslage der Absolvent:innen – der Einfluss der Pandemie nimmt ab

Der Einfluss der Corona-Pandemie auf die Stellensuche junger Absolvent:innen hat seit der letzten Erhebung deutlich abgenommen: Taten sich im Herbst 2021 noch 32 Prozent der Studierenden pandemiebedingt mit der Stellensuche schwer, waren es im Januar 2022 nur noch zwei Prozent.

Auch unter den jungen Talenten mit Berufserfahrung zeigt sich, dass die tatsächlichen Folgen der Pandemie gering sind. Die Mehrheit (56 Prozent) der Absolvent:innen im Berufsleben nimmt, zumindest auf ihre derzeitige Tätigkeit bezogen, keine Auswirkungen der Krise wahr. Im Frühherbst lag diese Quote noch bei 39 Prozent.

Bereits in der letzten Befragung zeigte sich unter den Berufstätigen ein Trend zur (wahrgenommenen) Überqualifikation. Der Anteil der im Berufsleben stehenden Akademiker:innen, die sich in ihrem Bereich für überqualifiziert halten, hat nun noch einmal zugenommen und ist von 22 auf 28 Prozent gestiegen.

Homeoffice ist das neue „Normal“

Das Arbeiten in den eigenen vier Wänden ist für viele junge Akademiker:innen zum Normalzustand geworden. Dieser Trend wird sich laut den Ergebnissen des jüngsten Karrierebarometers weiterhin fortsetzen: 60 Prozent der befragten Berufstätigen gehen davon aus, dass sie in den nächsten drei Monaten zumindest teilweise von zu Hause aus arbeiten werden.

Absolvent:innen und Studierende: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Egal ob Student:in oder Absolvent:in – die gesamte Generation Z ist durch eine weit verbreitete berufliche Orientierungslosigkeit geprägt. Im aktuellen Karrierebarometer gibt eine überwältigende Mehrheit von 86 Prozent an, keine wirklich klare Vorstellung von ihrem beruflichen Werdegang (mehr) vor Augen haben.

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Dabei unterscheiden sich die Zahlen kaum, wenn wir Studierende mit Absolvent:innen vergleichen. Dieser Umstand deutet darauf hin, dass die Unsicherheit bezüglich der eigenen Karriereplanung auch nach dem Berufsstart nicht abnimmt.

Insgesamt ist das Stimmungsbild der Hochschulabsolvent:innen von zunehmenden Sorgen über die berufliche Zukunft geprägt. Dabei ist bemerkenswert, dass sich die Sorgen nun auch vermehrt auf die Sicherstellung des Lebensunterhalts beziehen, der Anteil der Absolvent:innen mit dieser Angst ist von 37 auf 50 Prozent gestiegen. Bei den jungen Berufseinsteiger:innen verschieben sich die Sorgen hingegen in Richtung der Erreichung beruflicher Ziele (34 Prozent) und Schwierigkeiten beim Arbeitgeberwechsel (35 Prozent).

Kaum Auswirkungen der Pandemie auf die Stellensuche

Allen beruflichen Sorgen zum Trotz berichten nur wenige Studierende von tatsächlichen, pandemiebedingten Schwierigkeiten bei der Stellensuche. Von den Studierenden mit Schwierigkeiten bei der Jobsuche führen nur etwa zwei Prozent diese Probleme auf die Pandemie zurück. Alles in allem lassen sich auch in der Gesamtbetrachtung der Teilnehmer:innen kaum Auswirkungen der Krise auf den Prozess der Stellensuche feststellen. Dennoch bleibt für die Zukunft abzuwarten, inwieweit sich der Anteil der Absolvent:innen auf Jobsuche entwickelt, die keine Stelle nach Abschluss des Studiums finden.

Was schätzen Studierende und Absolvent:innen am Homeoffice?

Das Homeoffice ist nicht mehr wegzudenken: Zusammengenommen fast drei Viertel (72 Prozent) aller Studierenden und Absolvent:innen möchten in Zukunft mindestens teilweise im Homeoffice arbeiten. Drei von fünf Befragungsteilnehmer:innen (59 Prozent) wünschen sich eine im wahrsten Sinne des Wortes hybride Tätigkeit sowohl im Homeoffice und im Büro.

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Die Vorzüge der Heimarbeit liegen aus Sicht der Befragten vor allem im Zeitgewinn durch die Einsparung von Wegen (71 Prozent) sowie die Möglichkeit, parallel andere Dinge erledigen zu können (41 Prozent). Für etwas weniger als ein Drittel (29 Prozent) zählt das “fokussierte Arbeiten (Deep Work)” zu den Vorteilen des Homeoffice.

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Sehnsucht nach Sicherheit

Die Generation Z ist im Laufe der Krise sicherheitsbedürftiger geworden. Der überwiegenden Mehrheit des akademischen Nachwuchses ist es wichtig bis sehr wichtig, bei ihrem nächsten, eventuell sogar ersten Anstellungsverhältnis einen unbefristeten Arbeitsvertrag angeboten zu bekommen (70 Prozent). Nur gut ein Viertel (26 Prozent) gab an, dass ihnen dieser Aspekt weniger wichtig (22 Prozent) oder gar unwichtig sei (vier Prozent).

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Allen Krisen zum Trotz: Der Optimismus überwiegt

Ungeachtet der individuellen beruflichen Zukunftssorgen zeigt sich unter den Studierenden und Absolvent:innen vorsichtiger Optimismus. So blickt die überwiegende Mehrheit der Befragten (82 Prozent) nicht pessimistisch in die Zukunft. Nur 15 Prozent der jungen Talente sehen der Zukunft pessimistisch und nur drei Prozent sehr pessimistisch entgegen.

Der Bewerbungsprozess im Fokus

Aus Sicht der Unternehmen und vor allem der Recruiter:innen ist interessant, wie junge Leute die aktuellen Bewerbungsprozesse bewerten. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

  • Beim ersten Schritt der Stellensuche verlässt sich mehr als ein Drittel (39 Prozent) aller Teilnehmer:innen auf Suchmaschinen wie Google oder Bing. Weitere 30 Prozent der Befragten suchen stattdessen direkt gezielt in Jobportalen nach passenden Stellen
  • Initiativbewerbungen kommen in der Generation Z nur selten vor. Nur zwölf Prozent der Studierenden, die in diesem Jahr ihr Studium abschließen, bewerben sich initiativ bei Arbeitgebern, die ihnen gefallen. Die große Mehrheit (69 Prozent) bewirbt sich klassisch auf ausgeschriebene Stellen.
  • Nur knapp ein Drittel (31 Prozent) aller Studierenden und Absolvent:innen, die sich schon einmal auf eine Stelle beworben haben, gibt uneingeschränkt an, dass ihnen die Stellenbeschreibungen dabei eine klare Vorstellung der ausgeschriebenen Stellen vermittelt habe. Fast zwei Drittel aller Teilnehmer:innen (63 Prozent) nehmen die Inhalte von Stellenbeschreibungen hingegen gemischt wahr.
  • Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten gibt an, dass ihnen positive Bewertungen von Arbeitgebern auf Online-Portalen wie Kununu oder Glassdoor wichtig (43 Prozent) oder sogar sehr wichtig (13 Prozent) ist.

Fazit: Der Gen Z Brücken in die Zukunft bauen

Auch das Karrierebarometer 2022 liefert wieder hochinteressante Einblicke in die Gefühlswelt junger Studierender und Absolvent:innen. Dabei zeigen sich einige bemerkenswerte Entwicklungen, die aus Sicht der Unternehmen und Universitäten durchaus zum Nachdenken (und Nachjustieren) anregen dürften.

Die anhaltende Sorge der Generation Z um die eigene berufliche Zukunft sowie das ausgeprägte Verlangen nach einer sinnstiftenden Tätigkeit dürfte zu den logischen Konsequenzen der zurückliegenden Pandemiejahre gehören.

Aus der Krisenzeit resultiert aber auch eine deutliche Veränderung der Anspruchshaltung junger Absolvent:innen an ihre zukünftigen Arbeitgeber: Harte Faktoren wie das Gehalt gewinnen wieder an Popularität, was sich auch durch die zunehmende Sorge um die finanzielle Sicherstellung des eigenen Lebensunterhalts begründen lässt. Gleichzeitig hat aber die Bedeutung der weichen Faktoren wie Work-Life-Balance, Diversität oder Chancengleichheit nicht abgenommen.

Das komplette Karrierebarometer mit spannenden Einblicken in die Gefühlswelt der Studierenden und Absolvent:innen steht hier kostenlos zum Download zur Verfügung.