Kategorie: Profil & Lebenslauf

Arbeitszeugnis - Aufbau, Formulierung und Bedeutung!

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Im Detail liegt der Unterschied! Nach diesem Motto solltest du dein Arbeitszeugnis lesen und bewerten! Denn je nach Art und Reihenfolge der Wörter, kann ein scheinbar positiver Satz eine ganz andere Bedeutung bekommen. 

Im Folgendem haben wir dir die wichtigsten Informationen über Aufbau, Formulierung und Bedeutung deines Arbeitszeugnisses zusammengefasst.


Aufbau - Wie ist ein qualifiziertes Arbeitszeugnis formal aufgebaut? 

Grundsätzlich wird zwischen zwei Arten von Arbeitszeugnissen unterschieden: Das einfache Arbeitszeugnis und das qualifizierte Arbeitszeugnis. Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis besteht formal aus folgenden neun Komponenten: 

 

1. Überschrift

Beispiel: Zeugnis, Arbeitszeugnis, Zwischenzeugnis oder Ausbildungszeugnis


2. Einleitung

Persönliche Daten des Arbeitnehmers - inklusive Datum des Beginns und der Beendigung des Arbeitsverhältnisses


3. Beschreibung der Tätigkeit

Inklusive des beruflichen Werdegangs des Arbeitnehmers


4. Beurteilung der Leistung

Inklusive einer Zusammenfassung der Leistungsbeurteilung entsprechend seiner beruflichen Stärken und mit Orientierung an der Tätigkeit des Arbeitnehmers 

Beispiel: Fachkenntnisse, Initiative des Arbeitnehmers, Arbeitsqualität, Fleiß, Durchsetzungsvermögen und Verantwortungsbereitschaft, Verhandlungsgeschick, Ausdrucksfähigkeit; keine Selbstverständlichkeiten


5. Führungsleistung

Nur bei Führungskräften oder leitenden Mitarbeitern

Beispiel: Führungsstil, Autorität, Führungsresultate 


6. Persönliches und soziales Verhalten

Inklusive einer Zusammenfassung der Verhaltensbeurteilung

Beispiel: Sozialverhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen, Mitarbeitern und Dritten (z.B. Lieferanten, Kunden); 


Lediglich Verhalten während der Arbeitspflichtaußerbetriebliches Verhalten darf nicht betrachtet werden

Ausnahme: Unmittelbare Auswirkung auf das Arbeitsverhältnis bzw. die Arbeitsleistung

Beispiel: ehrverletzende Äußerungen über den Arbeitgeber, Nutzen des Firmenfahrzeugs in nicht fahrtüchtigem Zustand für Privatfahrten mit strafrechtlicher Verurteilung


7. Schlussformel

Inklusive Beendigungsgrund und auf wessen InitiativeDankesformelBedauernsformelZukunftswünsche


8. Ort und Datum der Zeugnisausstellung

Ausstellungsdatum entspricht dem Datum der Beendigung des Arbeitsverhältnisses 

Ausnahme: Arbeitnehmer macht seinen Anspruch auf das Arbeitszeugnis nicht zeitnah geltend (gem. LAG Köln sind 5 Wochen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses “zeitnah”)


9. Unterschrift und Name des Zeugnisausstellers

Inklusive des Hinweises Rechtsstellung des Ausstellers bei Vertreter des Arbeitgebers und des Hinweises auf die Funktion des Ausstellers

AnmerkungUnterschrift muss handschriftlich erfolgen; Name muss maschinenschriftlich ergänzt werden


Formulierung und Bedeutung - Wie entschlüssle ich den Geheimcode meines Arbeitszeugnisses? 


Du hast ein Arbeitszeugnis bekommen und findest deine Bewertung klingt super gut? Leider kann das täuschen! Denn jedes Arbeitszeugnis unterliegt einem Geheimcode, den du aber mit ein paar Hinweisen entschlüsseln kannst. 

Jeder Personaler bzw. Arbeitgeber beherrscht diesen Geheimcode und kann dadurch sofort sehen, ob es ein gutes bzw. sehr gutes Arbeitszeugnis ist oder doch eher ein befriedigendes bis ausreichendes Arbeitszeugnis

Arbeitszeugnisse bestehen aus stets wohlklingenden, aber ausweichenden Formulierungen. Im Folgenden verraten wir dir die wichtigsten Punkte, die du wissen musst, um dein Arbeitszeugnis mit der richtigen Note bewerten zu können. 


Bewertung meines Arbeitszeugnis - Formulierungsskala

An der Formulierung erkennst du, ob dein Arbeitszeugnis ein gutes oder ein schlechtes Arbeitszeugnis ist. Grundsätzlich gilt, dass die Verwendung des Superlativs im Arbeitszeugnis für eine sehr gute Leistung steht. 


Bewertung meines Arbeitszeugnisses - Spezialformulierungen 

Waren deine Formulierungen noch nicht dabei? Hier findest du 20 Formulierungscodes als PDF zum Downloaden!  


Schlussformel - Der heilige Gral des Arbeitszeugnisses


Der Schlusssatz deines Arbeitszeugnisses verrät dir auf eine Blick, ob es sich um ein gutes oder schlechtes Arbeitszeugnis handelt. Deswegen wird der Schlussformel im Arbeitszeugnis zunehmend mehr Aufmerksamkeit geschenkt!  


Warum ist der Schlusssatz so wichtig? 

Der Schlusssatz eines Arbeitszeugnisses kann das gesamte Arbeitszeugnis in einem ganz anderen Licht erstrahlen lassen als es auf dem ersten Blick erscheint. Die Schlussformel ist der Code der Geheimcodes im Arbeitszeugnis. 

Du als Arbeitnehmer hast keinen Anspruch auf diese Formel. Dennoch ist in der Regel am Ende der meisten Arbeitszeugnisse der klassische Schlusssatz zu finden. Damit drückt der ehemalige Arbeitgeber seine Wertschätzung gegenüber dem ehemaligen Mitarbeiter aus. Wenn die Schlussformel weggelassen wird, dann setzen der Arbeitgeber bzw. Personaler ein eindeutiges negatives Zeichen. Das führt dazu, dass die gesamte Leistungsbewertung und Verhaltensbewertung des Arbeitnehmers relativiert wird. 


Aufbau der Schlussformel

Der Schlusssatz setzt sich aus vier Komponenten zusammen: BeendigungsgrundDank für die ZusammenarbeitBedauern des Gehens des Mitarbeiters und ZukunftswünscheFehlt einer oder mehrere dieser Punkte, dann ist es kein sehr gutes Arbeitszeugnis! Je mehr Punkte fehlen, desto schlechter ist das Arbeitszeugnis!

1. Beendigungsgrund

Was ist der Beendigungsgrund

Wer hat das Arbeitsverhältnis beendet? 


2. Dank für die Zusammenarbeit

Das Unternehmen bzw. der Arbeitgeber bedanken sich bei dem ehemaligen Mitarbeiter für die Zusammenarbeit. Das gebietet der Anstand, da der Mitarbeiter viel Zeit und Energie in seine Arbeit und für das Unternehmen investiert und dadurch für den Erfolg des Unternehmens einen Beitrag geleistet hat. Wenn diese Danksagung fehlt, wird das als sehr negativ gewertet. 


3. Bedauern des Gehens des Mitarbeiters

Einen guten und geschätzten Mitarbeiter lassen Unternehmen nur schweren Herzens gehen. Deswegen gilt für das Bedauern der Trennung vom Mitarbeiter das gleiche wie bei der DanksagungFehlt das Bedauern, ist es ein negatives Zeichen. Denn es lässt vermuteten, dass das Unternehmen froh ist, dass der Mitarbeiter das Unternehmen verlässt


4. Zukunftswünsche

Am Ende der Schlussformel wünscht der ehemalige Arbeitgeber seinem Mitarbeiter alles Gute und vor allem Erfolg für die Zukunft als Geste der Anerkennung und Wertschätzung des Mitarbeiters. 



Schlusssatz - Unterschied zwischen einem guten und schlechten Arbeitszeugnis

Aufgrund der Gesetzeslage muss das Arbeitszeugnis “wahr” und “wohlwollend” formuliert werden. Aus diesem Grund entwickelte sich eine Zeugnissprache, die diesen Anforderungen gerecht wird. Allerdings versteckt sich hinter der Zeugnissprache ein Code in jedem Arbeitszeugnis. Diesen Geheimcode gilt es zu entschlüsseln. 

Wie du grob auf den ersten Blick am Schlusssatz erkennst, ob es sich um ein gutes oder schlechtes Arbeitszeugnis handelt, haben wir dir eben bereits am Aufbau der Schlussformel gezeigt und die Formulierungen genannt. Im Folgendem herrscht das Motto: “Im Detail liegt die Kraft des heiligen Grals des Arbeitszeugnisses!”

Denn die Kleinigkeiten machen den Unterschied bei der Wirkung bzw. Bedeutung des Schlusssatzes in deinem Arbeitszeugnis. Um diese zu erkennen und deuten zu können, betrachte folgende drei Kriterien


1. Satzstellung - Die Reihenfolge ist entscheidend!

Das gleiche Wort bekommt an der falschen Stelle eine komplett andere Bedeutung! Deswegen freue dich nicht zu früh, wenn dein Schlusssatz alle vier Punkte aus dem Aufbau der Schlussformel beinhaltet. 

Beispielsweise scheinen die Aussagen, “Wir wünschen weiterhin viel Erfolg…” und “Weiterhin wünschen wir viel Erfolg...“ identisch zu sein. Achtung! Der Schein trügt. Sie bedeuten nämlich das Gegenteil von einander. 

Der erste Satz bedeutet, dass es ein erfolgreicher Mitarbeiter im Unternehmen war und das vermutlich weiterhin sein wird. Der zweite Satz hingegen bedeutet, dass der Mitarbeiter bisweilen im Unternehmen keinen Erfolg gebracht hat, also nicht erfolgreich war und der Arbeitnehmer es dem Mitarbeiter wünscht, dass er in der Zukunft mal Erfolg hat.

 

2. Wortwahl - Das Wort macht die Musik!

Die Schlussformel ist wie eine Frau: Es kommt stark darauf an, was zwischen den Zeilen ihrer Wortwahl steht! Denn scheinbar positive und wohlwollende Wörter, haben bei genauen Hinschauen eine gegensätzliche Bedeutung

Wenn z.B. einem ehemaligen Mitarbeiter viel Glück für die Zukunft gewünscht, scheint es auf dem ersten Blick sehr freundlich und lieb gemeint! Aber zwischen den Zeilen ist zu lesen, dass der Mitarbeiter ohne dieses Glück wahrscheinlich nicht erfolgreich sein wird.

 

3. Intensität - In der Betonung liegt die Kraft!

Die Intensität der Aussage in der Schlussformel betonen die Kraft und somit auch die Bewertung des gesamten Arbeitszeugnisses. Dabei machen die kleinen Worte den Unterschied, ob es sich um ein gutes oder schlechtes Arbeitszeugnis handelt. 

Achte vor allem auf die Begriffe: “besonders”, “sehr”, “stets”, “immer”, “groß”, “motiviert”, “erfolgreich” und “engagiert”. 

Diese Begriffe betonen den Schlusssatz besonders positiv und werten somit dein Arbeitszeugnis auf. Umso häufiger diese Worte im Schlusssatz, aber auch im Arbeitszeugnis, vorkommen, desto besser ist dein Arbeitszeugnis.


Schlussformel - Beispiel-Schlusssatz


Um den Unterschied zwischen einem sehr guten und schlechten Schlusssatz in einem Arbeitszeugnis deutlich zu machen, folgen hier zwei Beispielsätze:  

“Auf eigenen Wunsch verlässt Frau Herzog zum TT.MM.JJJJ unser Unternehmen. Wir bedanken uns für die stets hervorragenden Leistungen und bedauern es sehr, diese motivierte und kompetente Mitarbeiterin zu verlieren. Für die Zukunft wünschen wir ihr weiterhin viel Erfolg und persönlich alles Gute.” → klassischer sehr guter Schlusssatz im Arbeitszeugnis (Note 1)


“Frau Herzog verlässt in beidseitigem Einverständnis das Unternehmen. Wir bedauern dies und danken gleichzeitig für ihrer Mitarbeit. Weiterhin wünschen wir beruflich und privat viel Erfolg.” → klassischer schlechter Schlusssatz im Arbeitszeugnis (Note 4)


In beiden Sätzen sind alle vier Punkte des Aufbaus der Schlussformel enthalten. Allerdings ist im Detail schnell ein großer Unterschied zu erkennen! 

 


Unzufrieden mit dem Arbeitszeugnis - Was kann ich tun? 


Du bist unzufrieden mit deinem Arbeitszeugnis und findest deine Leistungsbeurteilungen nicht gerechtfertigt? Hier findest du einige Tipps, was du dagegen tun kannst!


1. Reden bewirkt wahre Wunder!

Suche in jedem Fall als Erstes das Gespräch mit deinem Arbeitgeber, oftmals können hier Formulierungsfehler aus der Welt geschafft werden. Denn vielleicht war es deinem Arbeitgeber gar nicht bewusst, was seine Formulierung wirklich bedeutet, weil er den Geheimcode des Arbeitszeugnisses nicht so gut kennt wie du jetzt? Du hast auf jeden Fall einen Anspruch auf die Aushändigung des berichtigten Arbeitszeugnisses in Schriftform


2. Reiche schriftlichen Widerspruch ein!

Falls das Gespräch nichts bewirkt hat oder dein Arbeitgeber sich vor einem Gespräch drückt, dann hast du die Möglichkeit, schriftlichen Widerspruch gegen dein Arbeitszeugnis einzureichen. So kannst du schriftlich die Korrektur deines Arbeitszeugnisses mit einer gesetzten Frist einfordern. 

In deinem schriftlichen Widerspruch solltest du die genauen Passagen, die du korrigiert haben möchtest, auflisten und alternative Formulierungen vorschlagen. Das dient dir, ebenfalls als Checkliste, mit der du im Nachhinein kontrollieren kannst, ob alle Passagen entsprechend korrigiert worden sind. 


3. Gehe vor Gericht mit einer Klage!

Wenn nichts mehr geht, dann ziehe einen Anwalt zu Rate. Über einen Anwalt kannst du nochmals versuchen, eine Einigung mit dem Arbeitgeber zu erreichen. Falls trotz schriftlicher Aufforderung der Arbeitgeber sich weigert dein Arbeitszeugnis zu korrigieren, hast du das Recht, innerhalb von drei Wochen nach Erhalt des Arbeitszeugnisses eine Zeugnisberichtigungsklage bei Gericht einzureichen. 

Die Lage der Beweispflicht vor Gericht ist abhängig von der individuellen Situation

Die Rechtsprechung besagt, dass ein Arbeitszeugnis mindestens die Note “befriedigend” (Note 3) haben muss. Falls dein Arbeitszeugnis dies hat, du aber eine bessere Note möchtest, liegt die Beweislast bei dir, d.h. du musst dem Gericht nachweisen, dass du eine bessere Note für deine Leistung und dein Verhalten verdient hast. Falls dein Arbeitszeugnis eine schlechtere Note als “befriedigend” hat, dann liegt die Beweislast bei deinem Arbeitgeber, d.h. er muss nachweisen, warum es gerechtfertigt ist, dass du eine unterdurchschnittliche Note auf dein Arbeitszeugnis bekommen hast. 


Um einen groben Überblick über weitere Ansprüche, die du als Arbeitnehmer rund um das Thema Arbeitszeugnis hast, zu bekommen, schaue gerne bei dem Artikel “Arbeitszeugnis - Was muss ich beachten?” vorbei. Hier erfährst du z.B., wie das Gesetz und die Rechtsprechung bzgl. Arbeitszeugnisse lauten und was deine Fristen sind.