Integrität im Beruf: So förderst du deine Karriere, indem du deinen Überzeugungen treu bleibst
Sind die persönliche Integrität und der Erfolg im Beruf miteinander vereinbar? Die Sorge um die Zukunft des Planeten beschäftigt angesichts der Klimakrise viele von uns, und immer mehr Menschen wollen dieses Thema auch bei ihren Entscheidungen in Ausbildung, Studium und Beruf nicht ignorieren – zum Beispiel die Studierenden, die die Universität Göttingen dazu gebracht haben, nicht mehr in Industrien zu investieren, die Geld mit Kohle, Öl oder Gas verdienen (vielleicht gehörst du ja zu ihnen?). Viele suchen nach „grünen“ Jobs, die sich entweder direkt mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit beschäftigen oder bei denen das Unternehmen sich zumindest für diese Bereiche einsetzt.
23. Juni 2025 · 1 min Lesezeit

Auch große Unternehmen werden sich zunehmend dessen bewusst, dass ihre Belegschaft es immer weniger akzeptiert, wenn die Handlungen des Unternehmens nicht mit ihren ethischen und moralischen Werten übereinstimmen: Vor ein paar Jahren verzichtete Google unter dem Druck der Beschäftigten auf die Verlängerung eines lukrativen Vertrags mit dem Pentagon, da die Mitarbeitenden nicht wollten, dass ihre Arbeit dazu genutzt wird, Kampfdrohnen besser steuern zu können. In der Waffen-, Tabak- und auch Automobilbranche sinkt die Zahl der bei Unternehmen eingehenden Lebensläufe immer weiter. Für viele kommt es nicht mehr infrage, zwischen persönlichen Werten und dem Beruf zu entscheiden oder ihre tatsächlichen Überzeugungen zu verbergen. Der Wunsch nach einem Beruf mit Sinn steht heute im Mittelpunkt – und das ist für die meisten ein Job, der eine positive Auswirkung auf die Gesellschaft hat. Niemand will mehr in Teams arbeiten, deren Werte und Arbeitsmethoden nicht zu einem passen, in denen es an Transparenz, Empathie und Pünktlichkeit mangelt oder in denen man ein toxisches Management und respektlose Kolleg:innen ertragen muss. Du verbringst schließlich einen großen Teil der Woche am Arbeitsplatz, und das ist deutlich angenehmer, wenn die Werte des Unternehmens mit deinen übereinstimmen.
Erkennst du dich in diesen Beschreibungen wieder? Möglicherweise besteht der Königsweg für dich darin, Arbeit und Aktivismus direkt miteinander zu verbinden: Bewirb dich bei einer gemeinnützigen Organisation (aber informier dich vorher gut, nicht alles ist so toll, wie es auf den ersten Blick scheint), bei einer „B Corp“ (Unternehmen, deren Arbeit anerkannte positive soziale oder ökologische Auswirkungen hat) oder entscheide dich für einen Beruf, bei dem du dich per Eid dazu verpflichtest, Gutes zu tun. Schließlich gibt es keine Ärzt:innen ohne Eid des Hippokrates und keine Anwält:innen oder Notar:innen ohne Eid vor der Anwaltskammer, und auch für Journalist:innen ist der Pressekodex wichtig. Bist du in einer anderen Branche mit weniger klaren ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen tätig? Auch dann musst du nicht auf deine persönliche Integrität verzichten. Integrität im Beruf bedeutet nicht zwangsläufig, unmittelbar für einen guten Zweck tätig zu sein, sondern es geht in erster Linie um Ehrlichkeit und Transparenz. In jedem Fall raten wir dir: Versteck deine Rechtschaffenheit nicht, sondern lass die Personalverantwortlichen sie sehen!
Eine Qualität, die Platz in deinem Lebenslauf finden sollte
Situation 1: Du bist politisch und/oder sozial engagiert: Zeige deine Überzeugungen (und ruhig auch deinen Stress) beim Vorstellungsgespräch genau wie in deinem Lebenslauf. Der Abschnitt zu deinen Interessen ist ideal dafür. Erzähle von den Nachmittagen, an denen du ehrenamtlich bei der Tafel hilfst, oder deiner Teilnahme an Kampagnen gegen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt. Es gibt mehrere Gründe dafür, diese Dinge zu erwähnen: Erstens zeigen deine Werte, dass du eine integre Person bist. Ehrlichkeit und Engagement zu zeigen kommt bei Arbeitgeber:innen immer gut an (aber dazu kommen wir noch). Zweitens hast du in deinem Vereinsleben oder bei deinem Aktivismus garantiert Kompetenzen erworben, die für deinen Beruf sehr nützlich sein können. Du verbringst deine Nachmittage damit, vor der Klimakatastrophe zu warnen? Abends schreibst du Artikel darüber, wie wichtig die Gewaltenteilung ist? Du berichtest in Videos von deinem Einsatz für die Gleichstellung der Geschlechter? Dann dürfte es für dich ein Leichtes sein, öffentlich zu reden, dich um die Unternehmenskommunikation zu kümmern oder eine Präsentation im Büro zu halten. Wenn du von deinen Ideen überzeugt und bereit bist, sie zu verteidigen, ist das die ideale Grundlage, um auf andere zuzugehen, dich in Teams zu integrieren und eine gute Kommunikation zu schaffen.
Gleichzeitig kannst du durchaus mit einem neuen Job auch gleichzeitig ein neues Betätigungsfeld für dein Anliegen finden. Der Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) oder gesellschaftliche Unternehmensverantwortung wird für Unternehmen immer wichtiger, um ihr Image gegenüber ihrer Kundschaft zu pflegen oder neue Mitarbeitende anzuziehen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du hier Möglichkeiten findest, dich einzubringen und das Unternehmen zu bereichern. Mach einen Ökostromanbieter ausfindig, der zukünftig die grüne Energie für eure Gebäudebeleuchtung liefern wird, lass prüfen, wie erfolgreich bei euch die Mülltrennung umgesetzt wird, oder setze dich für die Lohngleichheit zwischen Menschen aller Geschlechter ein und alle werden davon profitieren. Vielleicht möchtest du am liebsten den umgekehrten Weg gehen und deine Arbeit in dein Engagement einbringen? Das muss keine Utopie sein: Eine Möglichkeit ist das Corporate Volunteering. Dabei setzt ein Unternehmen seine Mitarbeitenden in gemeinnützigen Projekten ein oder fördert ihr bereits bestehendes freiwilliges Engagement. Teils werden Beschäftigte auch für einen bestimmten Zeitraum in gemeinnützige Organisationen entsendet.
Der Ehrenkodex der Samurai (aber leg ruhig das Schwert weg)
Situation 2: Dir liegen zwar viele Anliegen am Herzen, aber Aktivismus ist nicht so dein Ding. Keine Sorge, du kannst deine persönliche Integrität auch dann wahren, wenn Idealismus dir schwer fällt. (Und eine absolute Ehrlichkeit kannst du auch ganz ohne Schwertkampf unter Beweis stellen.) Eigenschaften wie Integrität, Aufrichtigkeit und Gründlichkeit muten manchen vielleicht altertümlich an, aber im Beruf werden sie dafür sorgen, dass andere gerne und beruhigt mit dir zusammenarbeiten – sowohl deine Vorgesetzten als auch deine Teammitglieder. Du zeigst, dass du loyal und zuverlässig bist, nach deinen Grundsätzen handelst und über Verantwortungsbewusstsein verfügst. Damit wissen auch deine Vorgesetzten, dass du voraussichtlich die Arbeitszeiten einhalten und deine Aufgaben möglichst gut erledigen wirst, statt jede halbe Stunde eine Pause zum Rauchen einzulegen (deine Lungen werden es dir danken) oder alle fünf Minuten auf Instagram zu schauen. Was natürlich nicht heißt, dass du nicht darauf achten solltest, regelmäßige Arbeitspausen zu machen – schließlich sind Pausen sogar enorm gut für die Produktivität.
Der Yoda des Büros du sein wirst
Mit Sicherheit werden auch deine Kolleg:innen erleichtert darüber sein, mit einer ehrlichen und integren Person im Büro zu sitzen. Wer immer für sein Team da ist, Verantwortung nicht auf andere abwälzt und keine schmutzigen Tricks nutzt, um befördert zu werden, sorgt definitiv für eine gute Arbeitsatmosphäre. Wenn die anderen wissen, dass du Fehler erkennen und eingestehen kannst oder ehrlich bist, wenn es darum geht, zwischen zwei Meinungen oder Strategien zu entscheiden, wirst du zur idealen Mentorperson, die von allen gern um Rat gefragt wird. Deine Integrität kann dich außerdem zur wichtigen Stütze und Vertrauensperson machen, wenn es um toxisches Management oder Mobbing geht.
Damit ein falsches Verständnis von Integrität dir nicht zum Verhängnis wird, solltest du bei alledem aufpassen, dich nicht wie ein lonesome cowboy zu verhalten, der sich in Tugendhaftigkeit hüllt und dabei nicht mehr in der Lage ist, die geringsten Zugeständnisse zu machen oder sich selbst in Frage zu stellen. Sich der eigenen Werte sicher zu sein darf nicht zu Arroganz führen, besonders nicht im beruflichen Umfeld, in dem du mit den vielleicht unterschiedlichen Wertvorstellungen der anderen Mitarbeitenden und des Unternehmens umgehen musst. Unser Tipp: Mach es wie die Ritter der Tafelrunde! Ihre wahre Stärke ist nicht das Schwert Excalibur (auch wenn es zweifellos cool aussieht), sondern das Zuhören, der Altruismus und der Einsatz für das gemeinsame Wohl. Also gib etwas Wasser in deinen Wein, geh mit offenen Ohren durch die Welt (oder das Büro) und arbeite aktiv auf Kompromisse hin. Denn im Job gilt genau wie bei den Vereinten Nationen: Für eine gute Lösung braucht es eine gute Vermittlung.
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