Praktikum nach dem Studium: Sinnvoll oder nicht?

Praktika sind ideal, um Berufserfahrungen zu sammeln. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Praktikum? Wie sinnvoll ist ein Praktikum zwischen Bachelor und Master? Wann ist ein Praktikum nach dem Studium eine Chance und wann eher ein Risiko? In diesem Beitrag findest du Antworten auf diese Fragen.

Praktikum nach Studium: Die Vor- und Nachteile

Durch Praktika bekommen Student:innen die Möglichkeit, in unterschiedlichen Bereichen und bei verschiedenen Unternehmen Praxiserfahrungen zu sammeln. Dabei soll dir ein Praktikum die berufliche Orientierungshilfe geben, die du brauchst, um nach dem Studium den für dich passenden Job zu ergreifen. Eine Vielzahl an Absolvent:innen nutzen Praktika zudem als Sprungbrett in die Arbeitswelt.

Praktika während der Studienzeit sind wichtig, keine Frage. Allerdings bleibt neben dem Studium häufig nur wenig Zeit, um berufliche Erfahrungen zu sammeln. Du hast dein Studium beendet, aber dir fehlt es an der nötigen Praxis in einem bestimmten Bereich? Ein Praktikum nach dem Studium könnte dein Selbstbewusstsein pushen, wird aber von Personaler:innen nicht immer positiv bewertet. Was für ein Praktikum nach dem Studium spricht und was dagegen? Das klären wir jetzt.

Die Nachteile beim Praktikum nach dem Studium

Viele Expert:innen sind davon überzeugt, dass eine berufliche Orientierung nach dem Studium meist zu spät ist. Laut ihrer Meinung sollten Studierende bereits während der Studienzeit die Weichen für ihre berufliche Zukunft stellen – und nicht erst im Anschluss damit beginnen. Zudem kann es vorkommen, dass zu viele Praktika nach dem Studium von potenziellen Arbeitgeber:innen als fehlendes Selbstvertrauen und Unentschlossenheit interpretiert werden. Denn grundsätzlich solltest du dir darüber im Klaren sein, dass du mit einem abgeschlossenen Studium in der Tasche eigentlich bereits über das nötige Know-how verfügst, das dich für einen festen Job nach dem Studium qualifiziert. Zudem wirst du bei einem Praktikum nach dem Studium nicht das Gehalt erzielen, mit dem du bei einer Festanstellung rechnen kannst. Du hast bei einem Praktikum Anspruch auf den Mindestlohn, der aktuell 12 Euro brutto die Stunde beträgt. Trotz dieser Vergütung kann es sich aber nicht jeder leisten, nach dem Studium noch einmal finanziell zurückzustecken. Wer sich trotzdem für ein freiwilliges Praktikum nach dem Studium entscheidet, sollte außerdem bedenken, dass es keine Garantie auf eine Festanstellung gibt.

Die Nachteile im Überblick

• Die berufliche Orientierung und das Sammeln von Praxiserfahrung gehören ins Studium.
• Zu viele Praktika nach dem Studium stehen für Unsicherheit.
• Praktika werden in der Regel recht schlecht bezahlt.
• Praktikum nach dem Studium garantiert nicht die anschließende Festanstellung.

Aber keine Sorge, ein Praktikum nach dem Studium kann durchaus unterschiedlich bewertet werden und bedeutet nicht zwangsläufig ein berufliches Hindernis für dich. Hier kommen die Vorteile, die dir ein Praktikum nach dem Studium bringen können.

Die Vorteile beim Praktikum nach dem Studium

Ein Praktikum gehört grundsätzlich ins Studium, aber was, wenn dir während des Studiums einfach die Zeit dafür gefehlt hat? Lohnt sich dann ein Praktikum nach dem Studium? Nun, dass solltest du ganz individuell für dich entscheiden. Wenn du denkst, dass es dir für deinen Berufseinstieg nach dem Studium noch an der nötigen Praxiserfahrung fehlt, dann kann ein Praktikum für dich durchaus sinnvoll sein. Denn die Erfahrungen, die du dabei sammeln kannst, zahlen auf dein Selbstbewusstsein ein und noch dazu hältst du nach dem erfolgreichen Abschluss des Praktikums ein aussagekräftiges Zeugnis in Händen. Das sind ideale Voraussetzungen, die dir den Sprung in die Arbeitswelt im Anschluss erleichtern können. 

Beim Übergang in die Berufswelt können zudem Praxiskontakte ein wichtiges Sprungbrett darstellen. Ein Praktikum kann also eine ideale Gelegenheit sein, um dir auch nach dem Studium ein berufliches Netzwerk aufzubauen. Solltest du im Studium für dich festgestellt haben, dass du in deinem Studienfach nicht arbeiten möchtest, kann dir ein Praktikum außerdem dabei helfen, in einer anderen Branche als Quereinsteiger:in Fuß zu fassen. Du siehst, in manchen Fällen kann ein Praktikum die richtige Entscheidung sein. Aber Vorsicht vor der Praktikums-Dauerschleife – irgendwann solltest du den Sprung in die Arbeitswelt wagen.

Die Vorteile im Überblick

• Praxiserfahrungen stärken dein Selbstbewusstsein.
• Ein berufliches Netzwerk kann dir den Berufseinstieg erleichtern.
• Praktikumszeugnis wertet deine Bewerbungsunterlagen auf.
• Ein Praktikum kann dir bei einer beruflichen Umorientierung helfen. (Quereinstieg)

Praktikum zwischen Bachelor und Master

Viele Studierenden legen zwischen dem Bachelor und dem Master eine Hörsaal-Pause ein. Zum Teil muss pausiert werden, weil der Master nicht direkt im Anschluss startet, andere Student:innen nutzen diese Auszeit, um ins Ausland zu gehen oder um Praktika zu absolvieren. Aber Achtung: In der Zeit zwischen Bachelor und Master verfällt dein Studentenstatus und viele Unternehmen vergeben keine Plätze ohne Immatrikulation. Aber keine Sorge, ein Praktikum nach oder zwischen dem Studium ist möglich. Inzwischen gibt es speziell für diese Fälle zugeschnittene Programme:

• Der PreMaster von Bosch
• Das Praktikum für Bachelor-Absolvent:innen der Telekom
• Das Gap-Year-Programm von Zalando, McKinsey, Bertelsmann, SAP, Henkel und der Allianz

Das Gap-Year-Programm bietet dir die Chance, innerhalb von einem Jahr in gleich mehreren Unternehmen ein Praktikum zu absolvieren. In der Regel bist du drei Monate bei einem Unternehmen tätig. Die Reihenfolge und Dauer der Praktika legen die jeweiligen Unternehmen aber immer mit dir gemeinsam fest – auf Wunsch kannst du dabei auch Auslandserfahrung sammeln.

Auslandspraktikum nach dem Studium

Ein Auslandspraktikum ist eine ideale Gelegenheit, um deine Sprachkenntnisse zu optimieren und ganz neue Erfahrungen in einem anderen Land zu sammeln. Dazu kannst du im Lebenslauf immer damit punkten, wenn du eine Zeit im Ausland Praxiserfahrungen gesammelt hast. Aber nicht nur beruflich, sondern auch persönlich wird dich ein Auslandspraktikum nach dem Studium prägen. So bietet dir zum Beispiel das Erasmus+ Programm auch direkt nach dem Hochschulabschluss die Möglichkeit ein Praktikum im Ausland zu absolvieren. In diesem Fall muss dein Praktikum spätestens ein Jahr nach deinem Abschluss stattfinden, und du musst einen Antrag stellen, solange du noch in deiner Hochschule eingeschrieben bist. Auch über den DAAD, den Deutschen Akademischen Austauschdienst, kannst du eine Reihe an Auslandspraktika ausfindig machen.

Welche Alternativen gibt es zu einem Praktikum nach dem Studium?

Nach dem Studium fehlt es dir nicht an Praxis- sondern an Lebenserfahrung? Du möchtest vor deinem Einstieg ins Berufsleben einfach noch mal etwas erleben? Eine Lücke im Lebenslauf macht sich häufig nicht gut, aber es muss nicht zwangsläufig ein Praktikum sein, mit dem du deine Zeit sinnvoll füllst. Wie wäre es zum Beispiel mit Backpacken, Work and Travel oder einer Au-Pair Stelle im Ausland? Während dieser Zeit erfährst du viel über die Kultur anderer Länder, kannst dich sozial engagieren und verbesserst automatisch deine Sprachkenntnisse. Diese Alternativen machen sich immer gut in deinem Lebenslauf.

Wenn du hingegen doch das Gefühl haben solltest, dass es dir noch an beruflicher Erfahrung fehlt, dann kannst du anstelle eines Praktikums nach dem Studium auch ein Trainee-Programm in Betracht ziehen. Hierbei handelt es sich um eine meist zwölfmonatige praktische Ausbildung nach dem Uni-Abschluss, die dir wichtige Kompetenzen für deinen Berufseinstieg vermittelt. Aber auch andere Weiterbildungsmaßnahmen, die zu deiner Berufswahl passen oder Sprachkurse können dir eine gute Alternative zum Praktikum bieten.

Wir fassen zusammen: Ein Praktikum nach dem Studium hat seine Vor- und Nachteile und sollte immer ganz individuell nach Lebenssituation entschieden werden. Neben dem Praktikum hast du die Möglichkeit einen alternativen Weg einzuschlagen. Irgendwann ist es an der Zeit, den Weg ins Berufsleben zu wagen, anstatt von einem Praktikum ins nächste zu geraten.