AnderesExperten erwarten, dass die Preise weiter steigen. Es gibt jedoch auch klare Gewinner der Krise: die Discounter. Die schlechten Neuigkeiten reißen für die Supermarktkunden nicht ab. Nicht nur Aldi erhöhte für hunderte Produkte die Preise, branchenweit stiegen die Nahrungsmittelpreise im März erneut um mehr als sechs Prozent, bei frischem Gemüse waren es sogar mehr als 14 Prozent, bei Speiseöl 17 Prozent. Doch das ist nach Einschätzung von Experten noch lange nicht das Ende der Preisspirale. „Wir erleben einen inflationären Schock im Lebensmitteleinzelhandel“, beobachtet Chehab Wahby, Konsumexperte und Partner der Beratung EY-Parthenon. „Die unteren Einkommensgruppen wird es besonders hart treffen.“ Und Aldi und Co. werden dabei den Takt vorgeben. „Der Discount ist der Impulsgeber für die Preise im Markt“, erklärt Branchenkenner Wahby und er prognostiziert: „Die Discounter werden kontinuierlich Preise anheben, im Eigenmarkenbereich und bei Markenartikeln.“ Die Preisbewegung werde in der Breite wirken. Denn die Supermärkte werden dann jeweils nachziehen. Die großen Sorgen der Konsumenten spiegeln sich in den aktuellen Zahlen der Marktforscher der GfK: 85 Prozent der Konsumenten erwarten, dass die Preise für Güter des täglichen Bedarfs weiter steigen werden. Vor Beginn des Ukraine-Kriegs lag dieser Wert noch bei 77 Prozent. Zugleich stürzt das Konsumklima ab. Für Mai prognostiziert die GfK einen Wert von minus 26,5 Punkten – das ist der niedrigste jemals gemessene Wert. Er liegt auch deutlich unter dem bisher gemessenen Tiefstwert vom Frühjahr 2020 während des Corona-Lockdowns. Aldi und Lidl gewinnen Marktanteile „Es herrscht eine riesige Unsicherheit in der Bevölkerung, die sich auch schon überraschend stark im Kaufverhalten niederschlägt“, sagt Robert Kecskes, Branchenexperte der GfK. Die stärksten Auswirkungen zeigen sich bei Fleisch und Wurst. Die ganze Fleischbranche kämpft mit Umsatzeinbrüchen, Tönnies hatte am Mittwoch eine Umsatzeinbuße von fast einer Milliarde Euro gemeldet. „Das Budget der Kunden ist durch die allgemeinen Kostensteigerungen gesunken“, erklärt Kecskes. Auch geben die Menschen wieder mehr Geld in Restaurants aus, das fehlt dann zusätzlich für Ausgaben im Lebensmittelhandel. Die Verbraucher suchten nach günstigeren Alternativen. Das zeigt sich in den Zahlen der GfK: Der Anteil der Eigenmarken des Einzelhandels am Gesamtumsatz ist im ersten Quartal 2022 erstmals seit Jahren wieder angestiegen und liegt jetzt bei 34,6 Prozent. Besonders deutlich wird das bei Frühstücksprodukten, wo die Eigenmarken ihren Anteil um 3,6 Prozent steigerten. Aber auch bei den Grundnahrungsmitteln legten sie um 2,9 Prozentpunkte zu. Eindeutiger Gewinner der Inflation bei den Lebensmittelpreisen sind jedoch Aldi, Lidl und Co. Konnten in der Coronakrise noch die Supermärkte mit Vollsortiment deutlich zulegen, bauen jetzt die Discounter ihren Marktanteil aus. Nach den Zahlen der GfK verloren sie im März nur vier Prozent an Umsatz, während der Gesamtmarkt um acht Prozent einbrach. Im Fachhandel, also beispielsweise den Metzgereien, sank der Umsatz im März im Schnitt sogar um 14 Prozent. Umsatz mit Bio-Markenartikeln bricht ein Die Experten überrascht das nicht. „In jeder Wirtschaftskrise ist bisher der Anteil der Discounter um drei bis vier Prozent gestiegen – und der ist danach auch nicht mehr deutlich zurückgegangen“, berichtet Konsumgüterexperte Wahby. Auf den Supermärkten laste jetzt ein enormer Druck. Discounter wie Aldi genießen ein enormes Grundvertrauen bei den Konsumenten. Deswegen könnten sie sich die aktuellen Preiserhöhungen erlauben, schätzt Wahby. Die Händler mit Vollsortiment dagegen hätten viel zu verlieren. „Wenn sie Preise zu stark erhöhen, nehmen ihnen die Kunden das sehr schnell übel“, sagt der Berater. Das sieht GfK-Experte Kecskes ähnlich: „Für die Supermärkte ist es jetzt eine Herkulesaufgabe, ihre Kunden zu halten“, warnt er. Es sei aber möglich. Edeka und Rewe werden jetzt wohl mit Rabattaktionen und einer starken Bewerbung der Eigenmarken versuchen, die Kunden von den unvermeidlichen Preiserhöhungen abzulenken. Doch auch viele Konsumenten sind angesichts der explodierenden Preiseim Dilemma. In der Coronakrise verstärkte sich der Trend zu einer bewussteren Ernährung. Bio-Ware und Veggie-Produkte waren extrem gefragt. Doch nun können oder wollen sich viele Kunden diese Dinge offenbar nicht mehr leisten. Auch hier behelfen sich die meisten mit dem Griff zu den Eigenmarken des Handels – um das Gewissen wenigsten ein bisschen zu beruhigen. So brach der Umsatz bei den Markenherstellern im Bio-Segment nach den Zahlen der GfK im ersten Quartal zwar um 11,4 Prozent ein. Die Bio-Eigenmarken des Handels jedoch konnten um 9,3 Prozent zulegen. Link zum Artikel im Handeslbatt: Inflation: Steigende Lebensmittelpreise - Aldi & Co. profitieren (handelsblatt.com)