Agile Arbeitsmethoden: Definition, Beispiele und mehr
Mehr Flexibilität, mehr Eigenverantwortung, eine höhere Motivation im Team: All das versprechen agile Arbeitsmethoden. Was genau ist dran am modernen, agilen Projektmanagement? Darum geht es in diesem Beitrag.
1 min Lesezeit

In der heutigen Arbeitswelt wird klassisches Projektmanagement immer häufiger durch agiles Projektmanagement ergänzt oder sogar ganz ersetzt. Unternehmen versprechen sich davon hohe Flexibilität, schnelle Handlungsfähigkeit und optimale Produktivität in der Abwicklung von Projekten. Was sind agile Arbeitsmethoden, welche gibt es und wann sollten sie zum Einsatz kommen? Diesen Fragen gehen wir auf den Grund.
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Zur JobsucheWarum agile Arbeitsmethoden?
Durch die Digitalisierung und Globalisierung nimmt unsere Arbeitswelt immer mehr an Fahrt auf. Um am Markt weiterhin mithalten zu können, setzen viele Unternehmen auf neue flexible Arbeitsmethoden, die sich dem Tempo der heutigen Zeit anpassen. Produktions- und Arbeitsprozesse werden neu organisiert, alte Muster und Strukturen über Bord geworfen. Immer häufiger kommen agile Arbeitsmethoden zum Einsatz, die klassisches Projektmanagement an vielen Stellen ablösen.
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Definition: agile Arbeitsmethoden
Das Wort Agilität steht für eine flexible, proaktive und initiative Handlungsweise und eben darauf beruht das Konzept der agilen Arbeitsmethoden: Anstatt an veralteten Prozessen festzuhalten, geht es um hohe Flexibilität, schnelle Handlungsfähigkeit und die Bereitschaft, innovativ zu denken. Eine agile Arbeitsweise zeichnet sich zudem dadurch aus, dass Entscheidungen von Mitarbeitenden getroffen und nicht auf der Führungsebene durchgesetzt werden. Damit ist agiles Projektmanagement eine Antwort auf die zunehmende Geschwindigkeit, mit der Projekte abgewickelt werden müssen.
Woher hat agiles Arbeiten seinen Ursprung?
Agiles Arbeiten hat seinen Ursprung in der Softwareentwicklung und basiert auf dem sogenannten agilen Manifest aus dem Jahr 2001. In dem agilen Manifest haben erfahrene Softwareentwickler:innen eine Reihe von Ideen, Prinzipien und Werten, die zu einem besseren Vorgehen bei der Softwareentwicklung führen sollten, festgehalten. Diese bilden das Fundament des agilen Projektmanagements. Inzwischen werden agile Arbeitsmethoden gern auch auf Projekte außerhalb der Softwareentwicklung übertragen – was sich in vielen Fällen anbietet, aber nicht grundsätzlich das ideale Mittel der Wahl sein muss.
Was genau sind agile Arbeitsmethoden?
Um das agile Projektmanagement zu verstehen, solltest du zunächst die Techniken kennen, die letztendlich in agilen Arbeitsmethoden zusammengefasst werden. Denn es gibt verschiedene agile Techniken, die im Projektmanagement zum Einsatz kommen können. Aus den Techniken haben sich wiederum die sogenannten agilen Arbeitsmethoden entwickelt, in denen diese zu schlüssigen Prozessen kombiniert werden.
Agile Techniken sind… | |
Task Board | Übersicht über aktuelle Aufgaben |
Daily-Standup-Meeting | Tägliche Status-Meetings, die im Stehen stattfinden |
User Stories | Allgemeine Erklärung eines Produkts aus Sicht des Endnutzers oder der Endnutzerin |
Use Cases | Anwendungsfälle, Anforderungen aus Kundensicht beschreiben |
Persona | Perspektive des Kunden einnehmen |
Osmotische Kommunikation | Gleichen Informationsstand herstellen |
Definition of Done | Klare Festlegung, wann eine Aufgabe als fertiggestellt gilt |
Work-in-Progress-Limits (WIP-Limits) | Begrenzung von Aufgaben, die parallel laufen, um die Produktivität zu wahren |
Story-Points | Einheit für Aufwandsschätzungen |
Earned Value | Fortschritts- und Budgetkontrolle |
Burn-Down-Charts Timeboxing | Visualisierung des Arbeitsstands (Wirklich) feste Zeitvorgaben |
Planning Poker | Dynamisches Verfahren zur Schätzung von Aufwänden |
Geschäftswert | Möglichst frühzeitige Erzeugung von Kundennutzen |
Die hier beschriebenen Techniken lassen sich in agilen Arbeitsmethoden strukturieren, die dann das Projektmanagement ausmachen. Beispiele für agile Arbeitsmethoden sind
- Unified Process,
- Extreme Programming,
- Business Model Canvas oder
- Scrum.
Was ist Scrum?
Scrum ist die wohl bekannteste agile Arbeitsmethode, die in den 90-er Jahren von den US-Amerikanern Jeff Sutherland und Ken Schwaber als Entwicklungsmethodik für Software entwickelt wurde. Heute findet Scrum nicht nur in der Software-Entwicklung seine Anwendung.
💡Die Scrum-Erfinder definieren ihre agile Arbeitsmethode wie folgt:
Scrum ist ein Rahmenwerk (Framework), innerhalb dessen Menschen komplexe adaptive Aufgabenstellungen angehen können und durch das sie in die Lage versetzt werden, produktiv und kreativ Produkte mit dem höchstmöglichen Wert auszuliefern.
Projektarbeit mit Scrum erfolgt in sogenannten Sprints. Ein Sprint ist ein Zeitraum, der in der Regel zwischen zwei bis drei Wochen definiert wird. In dieser Zeit wird im Scrum-Team ein Projekt oder ein Teilprojekt erarbeitet. Kurze tägliche Meetings, die Daily-Scrums dienen zum Informationsaustausch über den Stand der aktuellen Arbeit. Die Aufgaben für einen Sprint stehen im Product-Backlog und dürfen innerhalb eines Sprints nicht verändert werden. Das soll dem Team kontinuierliches Arbeiten ermöglichen.
Bei Scrum werden drei grundlegende Rollen unterschieden:
- Scrum Master: Er übernimmt Koordinationsaufgaben, sorgt für die Prozesseinhaltung, löst Konflikte und moderiert Meetings. Der Scrum-Master hat keine Weisungsbefugnis, er sorgt nur für optimale Abläufe im Scrum-Team.
- Product Owner: Er ist der Produktverantwortliche, pflegt das Product-Backlog, in dem die Anforderungen an ein Produkt dokumentiert sind. Er besetzt die Schnittstellen zum Management und zu den Stakeholdern.
- Scrum-Team: Es erfüllt die Anforderungen im Product-Backlog. Das Team organisiert sich selbst und entscheidet selbstständig darüber, wie es die Anforderungen umsetzt.
Was steckt hinter dem Business Model Canvas?
Der Business Model Canvas hilft agilen Teams, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln oder bestehende zu visualisieren. Die Methode eignet sich für Start-ups, aber auch für etablierte Unternehmen und deren HR-Abteilungen. Dabei zeigt dir das Business Model Canvas eine grafische Darstellung des eigenen Geschäftsmodells. Anhand von neun Bausteinen hilft es dir dabei, deine eigene Geschäftsidee zu optimieren und ermöglicht dir, den Überblick über alle deine Gedanken und Ideen zu behalten und diese zu einem ausgereiften Geschäftsmodell zusammenzufügen.
Die 9 Bausteine des Business Model Canvas
- Schlüssel-Partner: Wer kommt für dich als Partner:in infrage? Wer sind deine wichtigsten Partner:innen?
- Schlüssel-Aktivitäten: Welches sind die wichtigsten Aktivitäten, um das Geschäftsmodell in die Tat umzusetzen? Welche Aktivitäten führen nicht zum gewünschten Erfolg?
- Schlüssel-Ressourcen: Welche Schlüssel-Ressourcen sind notwendig für mein Business?
- Nutzen-Versprechen: Welchen Nutzen haben meine Kunden, wenn sie sich für mein Produkt oder meine Dienstleistung entscheiden?
- Kunden-Beziehung: Welche Art von Kunden-Beziehung präferieren die unterschiedlichen Kundensegmente? Wie kannst du diese Beziehungen aufbauen?
- Vertriebs- und Kommunikationskanäle: Wie erfahren meine Kunden von dem Angebot?
- Kundensegmente: Wer sind meine wichtigsten Kund:innen?
- Kostenstruktur: Wo und für Was entstehen Kosten?
- Einnahmequellen: Wie wird der Umsatz generiert?
Du brauchst ein paar Denkanstöße, um diese Fragen zu beantworten? Nobelpreisträger Daniel Kahnemann kennt die Grundprinzipien des schnellen und langsamen Denkens.
Klassisch vs. agil: Die Unterschiede in der Praxis
Woran lässt sich eine klassische Arbeitsmethode erkennen und welches Konzept steht hinter einem agilen Projektmanagement? Die nachfolgende Tabelle zeigt dir die wesentlichen Unterschiede der agilen und klassischen Arbeitsmethoden auf einem Blick.
Klassisches Projektmanagement | Agiles Projektmanagement |
Der Projektumfang ist klar definiert | der Projektumfang ist variabel |
Zeit und Aufwand sind veränderbar | Zeit und Aufwand bleiben möglichst unverändert |
Schritt für Schritt-Vorgehen: Milestones werden der Reihe nach abgearbeitet | Iteratives Vorgehen: Wiederholungen, bis das beste Ergebnis im Rahmen der Ressourcen erzielt wird. |
Spezialisten-Teams arbeiten an einzelnen Aufgaben | Interdisziplinäre Teams arbeiten gemeinsam an einem Projekt |
Zentraler Projektleiter | Selbstorganisiertes Team |
Änderungen sind unerwünscht. Die Integration von späteren Änderungen lassen sich nur schwer in das Projekt integrieren und werden als Störung wahrgenommen. | Änderungen sind jederzeit willkommen. Änderungen versprechen, dass das Produkt oder Projekt am Ende noch besser wird. |
Projekt wird am Ende übergeben, dann erfolgt die Bewertung | Projekt wird in Teilprodukten übergeben und wird laufend bewertet. |
Klassisch vs. agil: die Vor- und Nachteile
Wer sich die Frage stellt, welche Arbeitsmethode die bessere ist, klassisch oder agil, der wird darauf keine klare Antwort erhalten. Denn agile Arbeitsmethoden sind kein Allheilmittel und nicht in jedem Fall sinnvoll. Vielmehr sollte das jeweilige Projekt über die Projektmanagement-Methode bestimmen – nicht umgekehrt.
Bei einem Hausbau muss beispielsweise erst das Fundament gegossen werden, bevor die nächsten Arbeitsschritte erfolgen können. Hier bietet sich eine klassische Arbeitsmethode an. Möchtest du hingegen ein neues Produkt oder eine Dienstleistung entwickeln, kann eine agile Arbeitsmethode das bessere Ergebnis hervorbringen. Bei komplexen Entwicklungsaufgaben können die Methoden sogar kombiniert werden – wir sprechen dann von einem hybriden Projektmanagement.
Grundsätzlich passen agile Arbeitsmethoden besser in die vernetzte Arbeitswelt von heute. Allerdings ist Agilität nicht nur eine Methode, sondern eine Änderung des Mindsets und sollte daher unbedingt auch zum Unternehmen passen. Was sind die konkreten Vor- und Nachteile der beiden Arbeitsmethoden?
Vorteile der beiden Methoden:
Klassische Arbeitsmethoden | Agile Arbeitsmethoden |
Einfache Fortschrittskontrolle | flexible und schnelle Ziel- und Plananpassung an Veränderungen am Markt und Kundenerwartungen |
Konkrete und detaillierte Definition der Planungsprozesse vorab | Höhere Qualität der Ergebnisse |
Klare Zielvorgaben | Meilensteine lassen sich schneller erzielen |
Zielerreichung steht im Mittelpunkt | Einfache Kostenregulierung |
Einfache Einbindung von externen Projektpartnern durch Arbeitspaketplanung und Deadlines | Verlässliche Terminplanung |
Nachteile der beiden Methoden:
Klassische Arbeitsmethoden | Agile Arbeitsmethoden |
Anforderungen müssen anfangs vollständig bekannt und spezifiziert sein | Andere Unternehmenskultur nötig |
Zeit- und Ressourcenplanung stehen von Anfang an fest. Risiko sind unbekannte Anforderungen | hoher Kommunikationsaufwand und Abstimmungsbedarf |
Nachträgliche Anpassungen an sich ändernde Anforderungen sind sehr aufwändig | Geringe Vorhersehbarkeit für finales Projektergebnis |
Durch Digitalisierung und technischen Fortschritt wird unser Arbeitsalltag nicht nur immer schneller, sondern mitunter auch stressiger. Erfahre, wie du durch das richtige Stressmanagement im Beruf mehr Resilienz aufbauen kannst.
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