Kategorie: Arbeitsrecht

Befristeter vs. unbefristeter Arbeitsvertrag: Wie wählen?

Wie hoch ist das Bedürfnis nach Flexibilität in Zeiten von New Work und Work-Life-Blending der Deutschen wirklich? Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft erweisen wir unserem Arbeitgeber im Durchschnitt elf Jahre Treue. Auch die Generation Z setzt neben dem Wunsch nach Freizeit und Familienleben auf gesicherte Verhältnisse. Den unbefristeten Arbeitsvertrag als Auslaufmodell zu betiteln, wäre also zu kurz gegriffen. Was aber ist der Unterschied zwischen einem befristeten und unbefristeten Arbeitsvertrag?

23. Juni 2025 · 1 min Lesezeit

Warum Verträge die Basis für jeden Job sind
Natacha Picajcik

Das Spannungsfeld zwischen Sicherheit und flexiblen Arbeitsmodellen

Der unbefristete Arbeitsvertrag ist nach wie vor ein Garant für Sicherheit und Stabilität. Der auf unbestimmte Dauer abgeschlossene Vertrag macht es dir noch immer leichter, alltägliche Dinge wie einen Kredit zu beantragen oder eine Wohnung zu mieten. In der Gesellschaft und insbesondere in behördlichen Angelegenheiten ist er gern gesehen. Die soziale Absicherung über dein Wunschunternehmen klingt in diesem Zuge wie ein 6er im Lotto.

Dem gegenüber stehen Visionen über die Arbeitswelt der Zukunft. Eines ist klar: Die Arbeitswelt wird vielfältiger sein. Jede:r soll sein eigene:r Chef:in werden und gleichzeitig soll sich das Spannungsfeld zwischen Privatleben und Beruf verändern. Um das Leben polyzentrisch auszurichten, ist der befristete Arbeitsvertrag ein netter Sparring-Partner.

Studien des statistischen Bundesamtes zeigen, dass 2021 rund 57 Prozent der unbefristeten Arbeitsverträge von über 25-Jährigen außerhalb Ausbildungssituationen eine Dauer unter einem Jahr besaßen. Sie bietet dir die nötige Flexibilität, spontan auf Marktveränderungen reagieren zu können und je nach Zeitinvest sogar mehrere Berufe gleichzeitig auszuprobieren. Vielleicht arbeitest du aber auch lieber projektbasiert? Dann sind befristete Arbeitsverträge ideal, um verschiedenste Jobs und Arbeitsumfelder in kürzester Zeit kennenzulernen.

Allerdings ist nicht jedes befristete Arbeitsverhältnis super flexibel. Zu unterscheiden sei in diesem Zuge zwischen Projektverträgen und einem befristeten Arbeitsverhältnis bei einem spezifischen Arbeitgeber. Befristete Arbeitsverträge spannen während ihrer Laufzeit ebenfalls ein sicheres Netz. Du bist sozialversichert, deine Urlaubstage sind fest definiert und du arbeitest in einem fixen Rahmen. Schließt du hingegen Projektverträge ab, musst du dich häufig selbst sozialversichern und Kündigungen lassen sich je nach Vereinbarung binnen Tagen aussprechen.

Kündigungsfristen sind allgemein wie bei einem unbefristeten Arbeitsverhältnis einzuhalten und sind ggf. sogar identisch.  Denn der befristete Arbeitsvertrag stellt keine lebenslange Verpflichtung dar. Auch er lässt sich von dir jederzeit fristgerecht kündigen. Andersherum gelingt das jedoch nicht: Das Unternehmen benötigt einen wichtigen Grund, um dir zu kündigen. Die Kündigung bei einem befristeten Arbeitsvertrag ist für Unternehmen deutlich einfacher. Läuft der Vertrag aus, gilt das Arbeitsverhältnis automatisch für beendet. Ein Restrisiko besteht beim befristeten Vertrag für dich somit immer. 

Das sind die Unterschiede zwischen einem unbefristeten und befristeten Arbeitsverhältnis:


Unbefristeter VertragBefristeter Vertrag
ZeitDer Vertrag ist auf unbestimmte Zeit abgeschlossen.Ein bestimmtes Datum oder das Ende eines Projektes definieren den zeitlichen Rahmen.
KündigungDer Vertrag lässt sich beidseitig fristgemäß kündigen, wobei Unternehmen einen wichtigen Grund vorbringen müssen. Nach Ablauf der vereinbarten Frist können Arbeitgeber ohne Angabe eines wichtigen Grundes den Vertrag beenden.
Soziale AbsicherungVollumfängliche soziale Absicherung.Vollumfängliche soziale Absicherung, wobei Sondervorkommnisse wie Mutterschutz nur gelten, solange der Vertrag läuft. 


Endet beispielsweise der Arbeitsvertrag mitten im Mutterschutz, endet auch der Mutterschutz automatisch.

Unter diesen Umständen lohnt sich ein befristeter Arbeitsvertrag

Wann lohnt sich also ein befristeter Vertrag? Während sich der eine von unbefristeten Verträgen eingeengt fühlt, gibt die Vertragsform anderen Beständigkeit und die Chance, sich auf unbestimmte Zeit niederzulassen.

Vorteile eines befristeten Arbeitsverhältnisses ergeben sich insbesondere aus projektbasierten Modellen. Sie lassen sich an deinen Lebensstil anpassen, erweitern die Möglichkeiten für deine Berufsorientierung und das Sammeln zusätzlicher Erfahrungen ist dir gewiss.

Ein befristeter Vertrag kann sich lohnen, obwohl du lieber einen unbefristeten Vertrag anstrebst. In Deutschland ist der befristete Arbeitsvertrag gerade zu Beginn eines Arbeitsverhältnisses üblich. So starten 40 Prozent der Neuanstellungen mit einem befristeten Arbeitsverhältnis ihre Karriere in einem Unternehmen. Während der Befristung kannst du proaktiv auf ein unbefristetes Arbeitsverhältnis hinarbeiten, indem du stets gute Leistung erbringst, dein berufliches Netzwerk ausweitest, deine Expertise durch Weiterentwicklungen erhöhst und engagiert gegenüber dem Unternehmen auftrittst.

Überzeugst du als Arbeitskraft während des befristeten Zeitraumes, wirst du für deinen Arbeitgeber unentbehrlich. Statt den Vertrag auslaufen zu lassen, möchten sie mit dir weiterarbeiten. Hier gibt es zwei Szenarien: entweder es findet eine Verlängerung des befristeten Vertrages statt oder du wechselst direkt in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Eine Verlängerung ist jedoch nur dreimal möglich. Dann wechselst du automatisch in ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis. 

Vom befristeten in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis wechseln

Manchmal ist der befristete Arbeitsvertrag also ein Türöffner für ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Nicht selten erhältst du als Nachwuchskraft zunächst ein auf ein- bis zwei Jahre befristeten Vertrag, der sich nach Ablauf in einen unbefristeten Vertrag umwandelt. Die Umwandlung des befristeten Arbeitsvertrages in einen unbefristeten Arbeitsvertrag findet spätestens nach einer dreifachen Verlängerung des Arbeitsverhältnisses statt. Meist musst du jedoch nicht so lange warten und ihr einigt euch einvernehmlich darauf, den Vertrag dauerhaft zu schließen.

Fazit: Die richtige Wahl treffen

Während deiner Karrierelaufbahn ist es wahrscheinlich, dass du sowohl befristete als auch unbefristete Verträge abschließen wirst. Ein eindeutig „richtiges“ oder „falsches“ Modell gibt es hier nicht.  Wirklich entscheiden musst du dich zwischen befristeten und unbefristeten Arbeitsverträgen also gar nicht. Gerade zu Beginn deiner Karriere gilt ein befristetes Arbeitsverhältnis als normal. Je länger du in einem Unternehmen bleibst, desto eher steigen die Chancen auf ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Flexibilität bieten dir beide Vertragsmodelle – besonders der projektbasierte Vertrag gibt dir jedoch die vollumfänglichen Chancen und Risiken der freien Bestimmung über deine Zeit.  Statt in wie ein Wespennest pulsierenden und verändernden Umgebungen zu verharren, bist du vielleicht aber auch der Typ für ein gemachtes Bett, das zum Verweilen einlädt. Ob befristet oder unbefristet: Du entscheidest. 



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