Kategorie: Arbeitsrecht

Gehalt verhandeln in Zeiten von Inflation

Alles wird immer teurer, nur dein Gehalt bleibt trotz hoher Inflation gleich? Wie kannst du derzeit den Wunsch nach einer Gehaltserhöhung begründen? Hintergründe, Tipps und Ausblicke findest du in diesem Beitrag

1 min Lesezeit

Frau sitzt vor PC und prüft Kassenzettel
Foto von Karolina Grabowska

Hohe Lebensmittelpreise, Heizkosten und Mieten: Die Lebenshaltungskosten sind 2022 so stark gestiegen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Grund dafür ist die hohe Inflationsrate, die im vergangenen Jahr bei +7,9 Prozent lag[1]. Zum Vergleich: 2021 betrug die Inflationsrate +3,1 Prozent. Im Jahr 2020 lag sie noch bei 0,5 Prozent. Überall steigen die Preise. Sollte da nicht auch das Gehalt der Inflation angepasst werden?

Was ist eigentlich Inflation?

Wenn die Preise für Waren und Dienstleistungen schneller steigen als Gehälter erhöht werden, sinkt die Kaufkraft der Konsument:innen. Diesen Prozess der Preissteigerung und Geldentwertung nennen wir Inflation. Mit demselben Gehalt hast du bei hoher Inflation also weniger Kaufkraft als vorher. Das Wort Inflation geht auf den lateinischen Begriff inflatio zurück, was so viel wie "aufblähen" bedeutet.

Warum haben wir aktuell eine hohe Inflation?

Wir haben aktuell eine hohe Inflation aufgrund der im vergangenen Jahr stark gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise. Grund dafür sind der Krieg in der Ukraine, die Pandemie, der demografische Wandel sowie die Klimakrise: Lieferengpässe, Arbeitskräftemangel und Ernteverluste sind die Folgen, die letztendlich zum Preisanstieg führen.

Inflation als Grund für Gehaltserhöhung angeben?

Alles wird teurer, nur das Einkommen bleibt gleich. Da ist es durchaus verständlich, wenn der Wunsch nach einer Gehaltserhöhung in dir laut wird. Im dritten Quartal 2022 betrug der Reallohnrückgang 5,7 Prozent [2]. Das bedeutet, du kannst dir aufgrund des derzeitigen Preisniveaus deutlich weniger von deinem Nettogehalt leisten. Aber solltest du deswegen die Inflation als Grund für eine Gehaltserhöhung anbringen? Wir denken, die akuten Preisteuerungen sind ein durchaus nachvollziehbarer Grund, diese aber als einziges Argument in der Gehaltsverhandlung zu nennen, wäre sicherlich nicht klug.

Auch wenn viele Arbeitgebende großes Verständnis für die angespannte finanzielle Lage ihrer Mitarbeitenden haben, sind auch Unternehmen stark von der Inflation betroffen und haben deutlich höhere Ausgaben. Für viele Betriebe ist die jährliche Gehaltserhöhung als Inflationsausgleich aktuell daher gar nicht möglich.

Mehr Gehalt trotz Inflation: So solltest du es begründen

Du bist der Meinung, du könntest besser verdienen? Wenn du über dein Gehalt trotz hoher Inflation verhandeln möchtest, solltest du vor allem mit Argumenten überzeugen, die auf deine guten Leistungen abzielen, als nur die derzeitige Preisteuerung auf den Verhandlungstisch zu bringen.

Fünf Gründe für deine Gehaltserhöhung

  • erfolgreich umgesetzte Projekte
  • erreichte Ziele und Vorgaben
  • Erweiterung deiner Aufgaben und Verantwortlichkeiten
  • eine Beförderung
  • ein starkes Engagement

Selbst wenn du mit guten Argumenten und dem nötigen Feingefühl in die Gehaltsverhandlung gehst, musst du natürlich mehr denn je damit rechnen, dass deine Forderungen vielleicht nicht erfüllt werden. Sicherlich wäre es aufgrund der aktuellen Situation ratsam, auch für einen Kompromiss offen zu sein. Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Lage langsam wieder etwas entspannt. Es kommen also auch wieder bessere Zeiten für Gehaltsverhandlungen.

Jährliche Gehaltserhöhung: Ist ein Inflationsausgleich jetzt angemessen?

Eine leichte Erhöhung der Inflationsrate gibt es jedes Jahr – und sie ist sogar gewollt. Denn das sorgt für ein andauerndes Wirtschaftswachstum. Warum ist das so? Ist die Inflation moderat, investieren Unternehmen, um höhere Preise und Gewinne zu erzielen. Daraufhin steigen die Gehälter, damit die Menschen weiterhin kaufkräftig sind. Aufgrund dieser kontinuierlichen Inflation ist es daher durchaus ratsam, alle eineinhalb bis zwei Jahre nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Denn für eine jährliche Gehaltserhöhung besteht keine Pflicht und auch ein Inflationsausgleich ist eine freiwillige Leistung des Unternehmens.

Inflationsausgleich: Tabelle der Inflationsraten in Deutschland [3]

Inflationsrate in %Jahr
7,92022
3,12021
0,52020
1,42019
1,82018
1,52017
0,52016
0,52015
1,02014
1,42013
2,02012
2,12011
1,12010
0,32009
2,62008
2,32007
1,62006
1,52005

Die Tabelle macht die extreme Preisteuerung in 2022 noch einmal deutlich. Um diesen Preisanstieg auszugleichen, wäre eine Gehaltsanpassung in 2022 gemäß Inflation von acht Prozent notwendig. Hierbei handelt es sich allerdings lediglich um die reine Gehaltsanpassung gemäß Inflation, eine Wertschätzung für gute Leistungen ist da noch nicht berücksichtigt.

Weil das Gehalt aufgrund der Inflation so viel weniger Kaufkraft besitzt, gewährt die Bundesregierung jetzt eine von Steuer und Sozialabgaben befreite Inflationsausgleichsprämie in Höhe von einmalig 3.000 Euro.

Wer erhält die Inflationsausgleichsprämie?

Die Inflationsausgleichsprämie ist leider nicht verpflichtend, sondern lediglich ein steuer- und abgabenfreies Angebot der Bundesregierung für Unternehmen. Durch diese Sonderzahlung zusätzlich zum Gehalt sollen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entlastet werden, die durch die hohen Energie- und Lebensmittelkosten in finanzieller Bedrängnis sind. Ganz unabhängig davon, ob du einer Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung nachgehst oder einen Minijob hast, kann dir dein Arbeitgeber oder deine Arbeitgeberin diese Prämie in Höhe von maximal 3.000 Euro bis zum 24. Dezember 2024 auszahlen.

Ob ein Gehalt in Zeiten der Inflation durch den Bonus aufgebessert wird, entscheiden die Unternehmen allein. Laut einer Umfrage haben sich bisher offiziell zwölf der 40 Dax-Konzerne für die Zahlung der Inflationsprämie ausgesprochen. Hierzu zählen zum Beispiel die Deutsche Bank und Airbus, die ihren Mitarbeitenden ein Extrageld von jeweils 1.500 Euro auszahlen[4].

Fazit: Mehr Gehalt in Zeiten hoher Inflation

Dein Gehalt ist dank hoher Inflation schneller ausgegeben denn je. Aber auch wenn du dir eine Gehaltserhöhung wirklich verdient hast: Viele Unternehmen kämpfen mit erhöhten Ausgaben und die Zeiten, um mehr Gehalt auszuhandeln, sind daher nicht ideal. Noch müssen wir uns in Geduld üben. Aber laut Experten ist der Peak der Inflationsentwicklung erreicht und spätestens im Jahr 2024 können wir mit einer Normalisierung der Teuerungsrate rechnen. Bis dahin kannst du darauf hoffen, dass auch dir die Inflationsausgleichsprämie zugutekommt.

Lesetipp: Gehaltsvorstellung in der Bewerbung formulieren – so geht‘s


[1] Quelle: Statistisches Bundesamt: Inflationsrate 2022 (vorläufige Schätzung)

[2] Quelle: Statistisches Bundesamt: Reallohnrückgang 2022

[3] Quelle: Statista: Inflationsrate in Deutschland

[4] Handelsblatt Umfrage


Wiebke für JobTeaser