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Gen Z Check im Karrierebarometer: Von der sozialen Isolation in die berufliche Integrationsunfähigkeit

  • Freitag, 23. September 2022
  • Svenja Rausch

Der akademische Nachwuchs weiß kaum mehr, was ihn erwartet oder was von ihm erwartet wird. Der Bedarf nach Orientierung und Unterstützung ist höher denn je.

Vier junge Menschen halten bunte Schilder in die Höhe

Über zwei Jahre in sozialer Isolation haben sich bei einem Großteil des akademischen Nachwuchses als spürbare soziale Verunsicherung oder gar Angst manifestiert. Sie wissen kaum mehr, was sie erwartet oder was von ihnen erwartet wird. Der Bedarf nach Orientierung und Unterstützung ist höher denn je.

Dies ist eine zentrale Erkenntnis aus unserem neuen Karrierebarometer Young Talents, das auf der Befragung von 1.959 Studierenden und Absolvent:innen zum Wintersemester 2022/23 basiert und gerade erschienen ist.

Was bewirken zwei Jahre Isolation?

Studierende und Absolvent:innen haben zweieinhalb Jahre Pandemie hinter sich. Für die meisten von ihnen bedeutete das die meiste Zeit eine weitgehende soziale Isolation. Entweder in den eigenen vier Wänden und am eigenen Schreibtisch oder gar im ehemaligen Kinderzimmer bei den Eltern, weil sie ohne Studierenden- und Nebenjobs gezwungen waren, dorthin zurückzuziehen. Vorlesungen, Seminare und auch Klausuren fanden remote statt, und der persönliche Austausch, etwa in Lerngruppen, fiel einfach aus.

Zwar sind die Studierenden seit Sommer zurück an den Hochschulen, doch die Hoffnung, dass sich im „Normalbetrieb“ alles zum Guten wenden würde, hat sich nicht erfüllt. Mangels Praxiserfahrung größtenteils ohne klare Vorstellungen von der Arbeitswelt und vom eigenen Karriereweg, begibt sich der akademische Nachwuchs ziemlich besorgt in die Arbeitswelt.

78 Prozent der Studierenden und 93 Prozent der Absolvent:innen auf Jobsuche – also nahezu alle! – sorgen sich um ihre berufliche Zukunft. (Unter Studierenden hat sich dieser Wert seit 2020 mehr als verdreifacht.) 59 Prozent sind vor allem darum besorgt, ihr Leben nicht finanzieren zu können, während 37 Prozent fürchten, dass möglicherweise nicht genügend Jobs angeboten werden. 

Back to life, back to reality?

Das aktuelle Karrierebarometer bestätigt mit drastischen Zahlen, dass die jungen Talente nicht mehr wissen, was sie in der Arbeitswelt erwartet und – schlimmer noch – wie sie sich dort bewegen sollen, also wie das eigentlich geht.

Zwar zeichneten sich entsprechende Sorgen schon über mehrere Befragungen ab und nahmen seit Pandemiebeginn kontinuierlich zu, doch der o.g. Wert ist erschreckend. Zumal eine weitere neu hinzugekommen ist und gleich von 34 Prozent der Absolvent:innen auf Jobsuche genannt wird: die Sorge, sich nicht ins Team einfinden zu können.

Bemerkenswert daran ist, dass die Sorge um die Herausforderung, sich integrieren zu müssen, inzwischen ebenso ausgeprägt ist wie jene, überhaupt einen Job zu finden. Dies kann als klarer Hinweis darauf verstanden werden, dass die soziale Selbstwirksamkeit, die sozialen Kompetenzen (Beziehungsaufbau/-erhaltung, Gemeinschaftsbildung, Rollenfindung) und im Wortsinn das Selbst-Bewusstsein der jungen Talente in der Isolation merklich gelitten haben.

Was können Unternehmen jetzt tun?

Sozial angeschlagen, verunsichert und besorgt, suchen die jungen Talente nicht nur nach Beratung und Unterstützung, sondern auch nach grundlegender Orientierung. „Neben der großen übergeordneten Krise hat jede:r Studierende und Absolvent:in auch noch die persönliche Krise“, ordnete der Emotionsforscher Markus Küppers in der Präsentation unseres aktuellen Karrierebarometers ein. „Sich nicht ausprobieren oder gar beweisen zu können, nagt am Selbstbewusstsein. Die Angst vor dem Unbekannten hat sich potenziert.“

Für Unternehmen und Personalverantwortliche ergeben sich daraus drei Handlungsbereiche:

Erstens: Angesichts des enormen Orientierungsbedarfs haben Sie mehr denn je Gelegenheit, junge Talente bereits am Campus zu erreichen und abzuholen, wo sie die Grundlage für ihre berufliche Karriere legen. Sie können sich frühzeitig mit Angeboten und Perspektiven ins Blickfeld bringen, ihre Tore weit aufmachen und zeigen, was für Kandidat:innen drin ist. Dazu gehört auch, der Finanznot mit bezahlten Praktika, Werkstudierendenstellen oder der Vergabe von Stipendien entgegenzuwirken.

Zweitens: Wenn unter Absolvent:innen auf Jobsuche mittlerweile die Sorge herrscht, sich nicht ins Team integrieren zu können, sollten Sie ihnen leicht gangbare Brücken bauen. Dazu gilt es, im strukturierten Recruiting zunächst das Interesse und Vertrauen der passenden Bewerber:innen zu gewinnen – und dieses dann im ebenso strukturierten Onboarding der neuen Mitarbeiter:innen zu stärken und eine positive Beziehung aufzubauen.

Drittens: Als (potenzieller) Arbeitgeber müssen Sie klar kommunizieren, was Sie erwarten und welche Regeln es gibt. „Die Gen Z muss quasi nochmal grundausgebildet werden“, bringt der Emotionsforscher auf den Punkt. „Die alten Selbstverständlichkeiten, die frühere Generationen z.B. in Praktika kennengelernt haben, sind unterbrochen worden und nicht mehr vorhanden.“

Wenn Sie wollen, dass die jungen Talente wieder optimistisch in die Zukunft blicken, sich motiviert einbringen und tatkräftig anpacken, um gemeinsam zukunftsfähig und erfolgreich zu sein, müssen Sie diese wichtigen Themen jetzt angehen – oder sie riskieren, diese Talente an Unternehmen zu verlieren, die das tun.

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