RecruiterBewährte HR-PraktikenWie Bewerbungsgespräche mit der Gen Z funktionieren: Interviewarten im Überblick

Wie Bewerbungsgespräche mit der Gen Z funktionieren: Interviewarten im Überblick

  • Mittwoch, 15. Februar 2023
  • Svenja Rausch

In diesem Beitrag geben wir einen Überblick über die verschiedenen Gesprächs- oder Interviewarten im Bewerbungsprozess, die sich in ihren Abläufen und Zielen unterscheiden.

Zwei Menschen im Bewerbungsgespräch

Angesichts eines immer stärker umkämpften Arbeitsmarkts und weiter zunehmenden Fachkräftemangels, ist es wichtig, sich auf die Anforderungen und Erwartungen, Sichtweisen und Fähigkeiten der jüngsten Generation (künftiger) Arbeitnehmer:innen einzustellen. In allen Phasen des Recruitings. Auch und gerade im ersten persönlichen Kontakt mit Young Talents und Young Professionals – dem Bewerbungsgespräch. 

In diesem Beitrag geben wir einen Überblick über die verschiedenen Gesprächs- oder Interviewarten im Bewerbungsprozess, die sich in ihren Abläufen und Zielen unterscheiden. Wir zeigen die grundlegenden Varianten, skizzieren die Vor- und Nachteile und schlüsseln auf, welche sich am besten im Umgang mit der Gen Z eignen.


Das freie Interview

Diese Interviewform ist nahe an einem normalen Gespräch und kann spontan und “aus dem Bauch heraus” geführt werden. Es bietet Bewerber:innen und Personaler:innen Raum für individuelle Fragen und einen lockeren Ablauf, der von Bewerber:innen oft als sehr angenehm empfunden wird. Allerdings kann es aufgrund der subjektiven und ungeplanten Gesprächsführung zu Verzettelungen kommen und wichtige Punkte können vergessen werden. Die Gesprächsergebnisse sind weniger vergleichbar als die anderer Interviewarten.

Vorteile: 

  • gibt beiden Seiten die Chance, das Gespräch aktiv zu beeinflussen
  • gute Möglichkeit, wichtige und interessante Punkte zu vertiefen
  • eigene Anmerkungen und Fragen können das Gespräch steuern

Nachteile:

  • sehr subjektiv und abhängig von der Erfahrung und Kompetenz der Personaler:in
  • keine festgelegten Abläufe und standardisierten Fragen
  • persönliche Sympathien und Antipathien spielen eine große Rolle
  • wenig Vergleichbarkeit, da jedes Gespräch anders ist


Das standardisierte Interview

Diese Gesprächsform ist das Gegenteil des freien Interviews und verläuft nach einem fest definierten Ablauf mit einer zuvor erstellten Agenda. Es bietet keinen Raum für offene Fragen und kann Bewerber:innen teilweise verunsichern, da Personalverantwortliche während des Gesprächs in der Regel protokollartige Notizen machen. Die große Stärke dieses Interviews ist aber, dass es aufgrund seines strukturierten, geplanten Ablaufs sehr objektiv und vergleichbar ist.

Vorteile:

  • durchgängig gleiche Rahmenbedingungen und Fragen für alle Bewerber:innen, was Missverständnisse vermeidet
  • alle wichtigen Themen und Informationen werden angesprochen
  • das Gespräch auf sachlicher Ebene mit wenig Einfluss der Personaler:in verhindert persönliche Sympathien oder Antipathien
  • die Ergebnisse können objektiver miteinander verglichen werden

Nachteile:

  • steife Atmosphäre
  • wenig Flexibilität und kaum Möglichkeiten, den Gesprächsverlauf zu beeinflussen oder eigene Akzente zu setzen
  • kann Verhör-Charakter haben


Das halbstrukturierte Interview

Diese Gesprächsform ist ein Mix aus freiem und standardisiertem Interview. Sie basiert auf einem groben Leitfaden mit festgelegten Fragen, die unbedingt beantwortet werden sollen. Die Reihenfolge dieser Fragen ist allerdings flexibel und ergibt sich durch den natürlichen Ablauf des Gesprächs. Dies bietet Raum für die Einbindung beider Seiten, birgt jedoch auch die Gefahr einer subjektiven Prägung.

Vorteile:

  • gute Kombination aus Struktur und Flexibilität
  • echtes Gespräch, bei dem sowohl Personaler:innen als auch Bewerber:innen durch ihre Antworten und Fragen Einfluss nehmen können

Nachteile:

  • subjektive Verzerrung durch persönliche Eigenheiten von Personaler:innen möglich
  • kann dazu verleiten, sich auf unbedeutende Punkte zu konzentrieren und ausschlaggebende Themen zu vernachlässigen


Das multimodale Interview

Diese Interviewform ist ein Mix aus standardisiertem und halbstrukturiertem Interview und wurde entwickelt, um die Defizite der anderen Varianten auszugleichen, alle wichtigen Aspekte zu integrieren und alle möglichen Umstände bzw. Modalitäten zu berücksichtigen. Deshalb multimodales Interview. Es verläuft nach einem festen Ablauf mit insgesamt acht Gesprächskomponenten gewährleistet eine hohe Objektivität durch die einzelnen, segmentierten Bewertungsschritte. Es ist einfach vorzubereiten und lässt ebenfalls genügend Raum für offene Fragen seitens der Bewerber:innen. 

Vorteile:

  • gute Kombination aus standardisierten Elementen und flexibler Gestaltung
  • lässt genügend Raum für ein umfassendes Bild von Unternehmen und Tätigkeit
  • hat echten Gesprächscharakter
  • die Bewertung der Antworten nach vorher definierten Standards ermöglicht objektive Ergebnisse und eine einfache Vergleichbarkeit der Bewerber:innen

Nachteile:

  • eher komplexes Verfahren könnte weniger erfahrene Personaler:innen überfordern
  • möglicher höherer Initialaufwand, um sich mit dem Verfahren vertraut zu machen


Welcher Interviewtyp ist also der beste für das Bewerbungsgespräch mit der Gen Z? 

Die Gen Z legt großen Wert auf eine Unternehmenskultur, die mit ihrem persönlichen Wertekodex übereinstimmt: Fairness, Gleichberechtigung, Diversität und Authentizität spielen bei der Wahl ihres Arbeitgebers eine wichtige Rolle. Zudem möchten die Young Talents und Young Professionals einen Sinn in ihrer täglichen Arbeit sehen. Daher ist es ihnen wichtig, die Möglichkeit zu haben, offene Fragen zur Position zu klären und ihr Skillset zu präsentieren. Das Vorstellungsgespräch muss diesen Anforderungen gerecht werden.

Wenn Vergleichbarkeit und Objektivität ein wichtiger Faktor sind, ist das standardisierte oder multimodale Interview die beste Wahl. Sind ein besseres Verständnis der Bewerber:innen und eine entspannte Atmosphäre gewünscht, eignet sich das freie oder halbstrukturierte Interview.

Die eine Lösung, die für jede:n passt, gibt es selbstredend nicht. Es ist immer auch vom Individuum abhängig, welche Gesprächsform er oder sie bevorzugt. In jedem Fall ist es wichtig, dass das Interview zur Unternehmenskultur passt und nicht aufgesetzt wirkt. 

Das multimodale Interview bietet hier allerdings beste Möglichkeiten, sowohl die Persönlichkeit der Bewerber:innen kennenzulernen als auch das Unternehmen und seine Kultur vorzustellen. Da es mehrere Bewertungssegmente gibt, die in die Gesamtbeurteilung einfließen, ist es zudem objektiv und fair und damit unsere favorisierte Methodik für die Gen Z.

Wenn Sie mehr über die Aspekte des Bewerbungsgespräches mit der Gen Z wissen und zudem wertvolle praktische Tipps für die Dos und Don’ts im Umgang mit den Young Talents und Young Professionals bekommen möchten, empfehlen wir Ihnen unser Whitepaper “Das Einmaleins der Bewerbungsgespräche: Wie Sie junge Talente abholen und herausfinden, wer wirklich zu Ihnen passt”.

Sie finden es hier zum Download.