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Kategorie: Porträts

«Man sollte jede Gelegenheit ergreifen, solange man mit seinen Werten in Einklang bleibt. »

Laure Babin ist die Gründerin von Zèta, einer Marke für recycelte, wiederverwertbare und vegane Turnschuhe. Sie hat ihr ökologisches Engagement zum Motor ihres unternehmerischen Werdegangs gemacht. Erfahre in dieser Genesis-Episode mehr über ihre Geschichte.

23. Juni 2025 · 1 min Lesezeit

Ich heiße Laure, bin 25 Jahre alt und Gründerin von Zèta, einer Marke für recycelte, recycelbare und vegane Sportschuhe. Bei all meinen Praktika ging es um Mode und Schuhe. Ich liebe diese Branche. Früher machte es mir Spaß, Bilder aus Modekatalogen auszuschneiden und Kleider neu zu entwerfen. Meine Art und Weise, mich zu kleiden, war für mich ein Ausdrucksmittel. 

Ich wollte in die Branche einsteigen, und in meinem letzten Studienjahr sagte ich mir: „Ich habe Lust, mich als Unternehmerin zu versuchen. Ein Projekt zu starten, das etwas bewirkt, meine eigene Marke für verantwortungsvolle Mode.“ Denn das Thema war mir schon immer wichtig. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, umgeben von der Natur. Meine Eltern haben mich zu einem Bewusstsein für unsere Umwelt erzogen. 

Die ersten Entwürfe waren grässlich. Sie waren wirklich alles andere als schön. Ich hatte sie mit Filzstiften auf ein Schulheft gemalt. Jedes Mal, wenn die Rede darauf kommt, lachen wir darüber. Meine erste Zeichnung hängt zur Erinnerung im Büro.  Die anderen bewahre ich als Andenken auf. 

Ich finde es toll, wie weit wir gekommen sind und was wir bisher alles erreicht haben. Ich sehe es als Notwendigkeit, Umweltaspekte in die Modeindustrie einzubeziehen. Dinge wie die Herstellungsbedingungen, die Herkunft der Produkte und die Rückverfolgbarkeit. Das ist sehr wichtig. Meine Motivation ist, etwas zu bewirken, etwas für die Umwelt und die Menschen zu tun. 

Wir verwenden ausschließlich recycelte Materialien, und zwar für sämtliche Komponenten der Schuhe. So entstehen insgesamt nur drei Kilo Abfall für jedes Paar Zèta. Ziemlich originell war, dass wir anfangs als Außenmaterial Weintrauben, also Traubentrester, verwendet haben. Später kam der Mais dazu und zuletzt, durch die Zusammenarbeit mit Nespresso, der Kaffeesatz. 

Ich hatte oft Zweifel, besonders wegen meines jungen Alters. Das war in vielen Situationen ein echtes Hindernis. Als ich zu den ersten Lieferanten ging, habe ich gar nicht erwähnt, wie alt ich bin. Ich hatte Angst, dass sie eine Studentin nicht akzeptieren würden. Jung zu sein, war jedoch auch eine Chance. Ich bin ungebunden, habe noch keine Familie. Ich studierte noch und hatte nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen.

Ich konnte mir etwas Neues aufbauen. Die eigene Komfortzone zu verlassen, eröffnet auch Chancen. Als ich nach Portugal ging und weder Ressourcen noch Kompetenzen hatte, war ich mir sehr unsicher. Ich hatte große Angst. Aber ich habe mir einen Schubs gegeben und gesagt: „Schau einfach mal, was dich erwartet und ob es klappt.“ Ich habe insgesamt drei Fabriken besucht. 

Gleich bei der ersten, mit der ich heute zusammenarbeite, entwickelte sich ein unglaubliches Feeling. Ihnen war sofort die Tragweite klar, dass es um die  Wiederverwendung von Materialien geht, was andere nicht verstanden haben. Ihre Antwort war: „Okay, wir sind bei deinem Abenteuer dabei.“ Später haben sie mir gesagt: „Wir bekommen immer zahlreiche Anfragen von vielen Marken, darunter große Namen und Start-ups, die noch am Anfang stehen. Aber was wirklich den Unterschied ausgemacht hat, war, dass du als Frau zu uns gekommen bist – in dieser sehr patriarchalisch und maskulin geprägten Branche. Du hast dich aufgemacht, um uns  kennenzulernen, und da stand für uns fest, dass wir mit dir zusammenarbeiten wollen.“ 

Vor ein paar Monaten wurde uns angeboten, auf einer sehr bekannten Plattform in den USA vermarktet zu werden. Das war für uns ein echtes Dilemma. Sind wir so opportunistisch? Sollen wir die Gelegenheit packen und dieses Angebot annehmen,  das es uns ermöglicht, zu wachsen, auch wenn es nicht unseren Werten entspricht? Denn wir befürworten keinen Luftfracht-Versand. Oder lehnen wir es ab, auch wenn wir dadurch an Sichtbarkeit verlieren? Wir haben uns entschieden, unserer Linie treu zu bleiben und unseren CO2-Ausstoß zu begrenzen, und haben das Angebot nicht angenommen.

Im Moment habe ich mit dem Unternehmen noch viel vor und könnte mir nicht vorstellen, ohne Zèta zu leben. Mein Traum wäre, dass wir es schaffen, den Werten, denen wir uns am Anfang verschrieben haben, auch in zehn Jahren noch verbunden zu sein.