Einfaches und qualifiziertes Arbeitszeugnis: Die Unterschiede
Einfaches Zeugnis, qualifiziertes Zeugnis? • Welches Arbeitszeugnis beantragst du, wenn ein Arbeitsverhältnis endet? • Wo liegen die Unterschiede?
1 min Lesezeit

Dein Arbeitsverhältnis endet demnächst oder ist bereits beendet? Jetzt wird es Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen und nach vorn zu blicken. Aber bevor du mit dem alten Job abschließen kannst, solltest du an dein Arbeitszeugnis denken. Beachte: Es gibt ein einfaches Arbeitszeugnis und ein qualifiziertes Arbeitszeugnis. Wo die Unterschiede liegen und welches du beantragen solltest? Antworten dazu gibt es in diesem Beitrag.
Einfaches und qualifiziertes Arbeitszeugnis – was ist das?
Wenn ein Arbeitsverhältnis endet, hast du Anspruch auf ein schriftliches Arbeitszeugnis, das dir dein ehemaliger Arbeitgeber beziehungsweise Arbeitgeberin ausstellen muss. So ist es in der Gewerbeordnung § 109 sowie im Bürgerlichen Gesetzbuch § 630 festgelegt. Dabei ist es egal ob du Vollzeit oder Teilzeit, befristet oder unbefristet, als Praktikant:in oder in Festanstellung gearbeitet hast – ein schriftliches Zeugnis steht dir zu.
Das Arbeitszeugnis ist eine Urkunde im Personalwesen und dient dir als Nachweis über die Art deiner Tätigkeit in einem Unternehmen. Darüber hinaus gibt es künftigen Arbeitgeber:innen einen Eindruck über deine bisherigen beruflichen Aufgaben und Leistungen. Anhand deiner Zeugnisse kann also beurteilt werden ob du für eine ausgeschriebene Jobposition geeignet bist oder nicht. Unterschieden wird zwischen einem einfachen und einem qualifizierten Arbeitszeugnis. Wo genau die Unterschiede liegen? Darum geht es jetzt.
Was ist ein qualifiziertes Arbeitszeugnis?
Wie du bereits weißt: Wenn dein Beschäftigungsverhältnis gekündigt wird, dann hast du das Recht auf ein schriftliches Arbeitszeugnis. Ganz egal, ob du selbst gekündigt hast oder dein Arbeitgeber beziehungsweise deine Arbeitgeberin. Am besten achtest du dabei darauf, dass dir ein qualifiziertes Arbeitszeugnis ausgehändigt wird. Denn dieses Dokument enthält neben einer sachlichen Tätigkeitsbeschreibung auch eine Beurteilung deiner Leistungen und deiner sozialen Kompetenzen – und darin liegt im Wesentlichen auch der Unterschied zum einfachen Arbeitszeugnis.
Ein qualifiziertes Zeugnis ist also umfangreicher und bewertet deine Leistungen. Das kann von Vorteil sein, wenn du dich in Zukunft auf interessante Jobs bewerben möchtest. Denn mit einem qualifizierten Arbeitszeugnis kannst du neben deinen Kenntnissen auch die Qualität deiner Arbeit belegen.
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Diese Punkte gehören in ein qualifiziertes Arbeitszeugnis!
1 - Briefkopf [Daten Arbeitgeber:in]
2 - Überschrift: Arbeitszeugnis
3 - Einleitung
- Vor-und Nachname [Arbeitnehmer:in]
- Geburtsdatum und -ort [Arbeitnehmer:in]
- Tätigkeitszeitraum und Beschäftigungsart
- Unternehmensbeschreibung
4 - Tätigkeitsbeschreibung
5 - Leistungsbeurteilung
- der Arbeitsbereitschaft
- der Arbeitsweise
- der Fachkompetenz
- der Aufgaben und Erfolge
6 - Verhaltensbewertung
- Sozialverhalten
- Führungskompetenzen
7 - Schlussformulierung + Trennungsgrund + Zukunftswünsche
8 - Unterschrift und Name [Zeugnisaussteller:in]
9 - Datum, Ort der Zeugnisausstellung
Mehr zu Aufbau, Formulierung und Bedeutung eines qualifizierten Arbeitszeugnisses kannst du in einem weiteren JobTeaser Beitrag lesen. Du bist auf der Suche nach einer Vorlage für dein qualifiziertes Arbeitszeugnis? Nutze gern unsere JobTeaser Vorlage Arbeitszeugnis.
Was ist ein einfaches Arbeitszeugnis?
Ein einfaches Zeugnis ist die abgespeckte Version vom qualifizierten Zeugnis: Es listet ohne Bewertung auf, welche Tätigkeiten du während deiner Zeit im Unternehmen ausgeübt hast und für welchen Zeitraum du in dem Unternehmen tätig warst. Dafür braucht es meist nicht mehr als eine DIN-A4-Seite.
Wann wird ein einfaches Arbeitszeugnis ausgestellt?
Wenn ein Arbeitsverhältnis endet, solltest du dir in der Regel ein qualifiziertes Arbeitszeugnis ausstellen lassen. Bewirbst du dich mit einem einfachen Arbeitszeugnis, kann bei Personaler:innen schnell das Gefühl entstehen, dass dein vorheriges Arbeitsverhältnis nicht im Guten auseinandergegangen ist und der alte Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin nicht zufrieden mit deiner Leistung war. Ein einfaches Arbeitszeugnis ist dann jedoch üblich, wenn du ein Schülerpraktikum absolviert, einen Nebenjob ausgeübt oder nur für kurze Zeit in einem Unternehmen gearbeitet hast.
Einfaches Arbeitszeugnis: Aufbau und Inhalt
Ein einfaches Arbeitszeugnis ist vom Inhalt wesentlich knapper gehalten als ein qualifiziertes Arbeitszeugnis. Hier entfallen die Beschreibung und Bewertung deiner Tätigkeiten und Aufgaben sowie über dein Sozialverhalten oder deine Führungskompetenzen. Zudem wird es meist nur über einen kurzen Zeitraum ausgestellt. Dabei hat ein einfaches Arbeitszeugnis generell nur einen Umfang von maximal einer DIN-A4-Seite.
Ein einfaches Arbeitszeugnis beinhaltet die nachfolgenden Punkte:
1 - Briefkopf [Daten Arbeitgeber:in]
2 - Überschrift: Arbeitszeugnis
3 - Einleitung
- Vor-und Nachname [Arbeitnehmer:in]
- Geburtsdatum und -ort [Arbeitnehmer:in]
- Tätigkeitszeitraum und Beschäftigungsart
- Unternehmensbeschreibung
4 - Kurze Beschreibung der Tätigkeiten
5 - Schlussformulierung + Danksagung + Zukunftswünsche
6 - Unterschrift und Name [Zeugnisaussteller:in]
7 - Datum, Ort der Zeugnisausstellung
So kannst du ein einfaches Arbeitszeugnis formulieren
[Briefkopf Arbeitgeber:in]
Arbeitszeugnis
Frau/Herr [Vorname] [Nachname], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort] war in unserem Unternehmen in der Abteilung XY vom 1.1.2019 bis zum 1.6.2020 als [Art der Beschäftigung] tätig und mit folgenden Aufgaben betraut:
- Tätigkeit 1
- Tätigkeit 2
- Tätigkeit 3
- …
Wir bedanken uns bei Frau/Herrn [Nachname] für ihre/seine Unterstützung und wünschen ihr/ihm für die Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg.
[Unterschrift Zeugnisaussteller:in]
[Datum, Ort]
Inhalt einfaches und qualifiziertes Arbeitszeugnis: Der Unterschied im Überblick
Betrachtest du den Aufbau und den Inhalt der beiden Zeugnisarten, dann wird klar, dass ein qualifiziertes Arbeitszeugnis eine Beurteilung deiner Arbeitsleistung und deines Sozialverhaltens beinhaltet und ein einfaches Arbeitszeugnis eben nicht. Weitere Abweichungen im Aufbau gibt es nicht, wie du auch der nachfolgenden Übersicht entnehmen kannst.
Inhalt | Einfaches Arbeitszeugnis | Qualifiziertes Arbeitszeugnis |
Briefkopf (Daten Arbeitgeber:in) | ja | ja |
Überschrift: Arbeitszeugnis | ja | ja |
Stammdaten zu deiner Person | ja | ja |
Tätigkeitszeitraum | ja | ja |
Unternehmensbeschreibung | ja | ja |
Beschäftigungsart | ja | ja |
Beschreibung der Tätigkeiten & Aufgaben | sachlich & kurz | ja |
Leistungsbeurteilung | nein | ja |
Verhaltensbewertung | nein | ja |
Schlussformel + Danksagung + Zukunftswünsche | ja | ja |
Unterschrift und Name [Zeugnisaussteller:in] | ja | ja |
Datum, Ort der Zeugnisausstellung | ja | ja |
Einfaches und qualifiziertes Arbeitszeugnis: die Fristen
Nicht nur inhaltlich unterscheiden sich einfaches und qualifiziertes Arbeitszeugnis. Vor allem wenn es um die Fristen hinsichtlich der Zeugnisausstellung geht, gibt es Unterschiede, die du kennen solltest.
Ein einfaches Arbeitszeugnis kannst du theoretisch so lange verlangen, wie es Unterlagen über dich im Unternehmen gibt. Bei einem qualifizierten Arbeitszeugnis solltest du allerdings beachten, dass dein Anspruch auf ein qualifiziertes Zeugnis durch Fristen eingeschränkt ist. Dabei wird zwischen
- vertraglichen Fristen,
- tariflichen Fristen und
- gesetzlichen Fristen unterschieden.
Am besten wirfst du zunächst einen Blick in deinen Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag. Hier findest du sogenannte Ausschlussfristen, die vorgeben, in welchem Zeitraum du dein Arbeitszeugnis schriftlich anfordern musst. Versäumst du diese Frist, hast du keinen Anspruch mehr auf ein Zeugnis. Enthält dein Arbeitsvertrag keine Ausschlussfrist, dann gelten die gesetzlichen Regelungen. Wobei es auch hier keine einheitliche Rechtsprechung gibt. Allgemein üblich ist aber eine Zeitspanne zwischen sechs Monaten und drei Jahren innerhalb der du dein qualifiziertes Arbeitszeugnis beantragen musst.
Gut zu wissen! Wenn du noch im Unternehmen arbeitest, dein Vertrag aber demnächst endet, dann kannst du dir noch vor Beendigung des Arbeitsverhältnisses ein vorläufiges Arbeitszeugnis ausstellen lassen.
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