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Kategorie: Porträts

"Für mich bedeutet Antizipation, an die Zukunft zu denken, ausgetretene Pfade zu verlassen und Ideen zu haben, die andere nicht haben."

"Für mich bedeutet Antizipation, an die Zukunft zu denken, über den Tellerrand hinauszuschauen und Ideen zu haben, die andere nicht haben." Sofia Duineveld war schon als Kind von Mode begeistert und ist heute digitale Modedesignerin, aka Digital Fashion Designer, bei The Fabricant. Erfahre mehr über den inspirierenden Werdegang einer Vordenkerin mit Leib und Seele, die Mode und 3D kombiniert, um die Garderobe des Metaversums zu bauen.

31. Oktober 2022 · 1 min Lesezeit

Ich heiße Sofia Duineveld und bin digitale Modedesignerin bei The Fabricant. Ein digitaler Modedesigner ist jemand, der Dinge, die mit Mode zu tun haben, im digitalen Raum erschafft. Das kann alles Mögliche sein, vom Entwurf eines Kleidungsstücks über das Erstellen von Texturen bis hin zur Kreation einer Modenschau. Eben alles, was mit Mode zu tun hat. 

Ich habe schon sehr früh begonnen.  Als ich ein kleines Kind war, brachte mir meine Großmutter das Nähen bei, weil sie immer für alle anderen in der Familie nähte. Da lag es nahe, etwas zu lernen, das mit Mode zu tun hat. Also habe ich in Amsterdam Modemanagement studiert, ein Praktikum gemacht und meine Abschlussarbeit über digitale Mode geschrieben.

Die meisten Leute an meiner Uni haben nicht wirklich verstanden, warum man Mode digital designen sollte, wenn man es auch in der physischen Welt tun kann. Das Problem mit der physischen Modewelt ist, dass sie, wie wir alle wissen, sehr schlecht für die Umwelt ist.  Für ein und dasselbe Design werden zahlreiche Muster angefertigt.  Die Muster werden von Asien nach Europa oder in die USA verschickt. Das ist eine unglaubliche Verschwendung, denn mit den Mustern geschieht dort gar nichts. 

Bei der digitalen Mode entfällt dieser ganze Prozess der Muster, da man alles in seinem digitalen Raum hat. Man kann Anproben machen, man kann die Farben überprüfen. Deshalb dachte ich mir: „Okay, das muss die Zukunft sein, denn diese Verschwendung brauchen wir nicht.“ Es war anfangs ziemlich schwer, einen Job in diesem  Bereich zu finden, denn es gab nicht sehr viele Unternehmen, die digital tätig waren.

Doch jetzt, einige Jahre später, sieht man, dass fast jedes Modeunternehmen, das auf dem neuesten Stand sein will, seine Leute tagtäglich in 3D arbeiten lässt. 3D ist riesig geworden. Für mich kann Antizipation also entweder zufällig geschehen, wenn ich zum Beispiel herumlaufe und mir plötzlich diese Idee in den Sinn kommt und ich denke: „Oh, das muss ich unbedingt mal probieren.“

Manchmal muss ich aber auch wirklich nach Inspiration suchen, also recherchiere ich, gehe ins Museum, lese Bücher. Wenn man in der Geschichte zurückblickt, sieht man auch, dass Trends immer mal wieder zurückkommen, vor allem in der Mode: Dinge aus den siebziger Jahren sind jetzt wieder angesagt. Es muss Geschichte bleiben, um wieder trendy zu sein. Da es nicht dieselben Grenzen wie in der physischen Welt gibt, kann man verrückte Sachen machen: brennende Schuhe oder Schuhe, die einen Meter hoch sind. Solche Sachen, unglaubliche Dinge.

Aber wenn man keine Ahnung von Schnittmustern hat oder nicht weiß, wie das Nähen im wirklichen Leben funktioniert, dann wirkt das Ergebnis auch im digitalen Raum unecht. Ich denke, das ist der wichtigste Rat, den ich meinem jüngeren Selbst, aber auch Studierenden geben würde. Man muss immer einen Bezug zur physischen Welt haben.

Das Ganze hat definitiv meine Einstellung zu Kleidung verändert. Meine Garderobe besteht zu 90 % aus Secondhand- oder Vintage-Kleidung, und wenn ich sie kaufe, überlege ich zweimal, ob ich sie brauche, ob ich sie wirklich haben will, weil es ein sehr schönes Stück ist, und ansonsten kaufe ich sie einfach nicht. Wir haben bei The Fabricant die Vision, dass die Leute nur ein Grund-Kleidungsstück und eine AR-Brille oder AR-Linsen tragen, mit denen sie die digitale Schicht darüber sehen können. Ich bin sehr neugierig darauf, was passiert, wenn AR noch mehr an Bedeutung gewinnt.

Ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen, weiter in diese Richtung zu gehen und mehr darüber zu lernen. In einem Jahr könnte das alles schon ganz anders aussehen.