Die Frauenquote für den Vorstand: die gesetzlichen Regelungen im Überblick
Vorstände ohne Frauenanteil sollen schon bald der Vergangenheit angehören. So sieht es das neue Gesetz für mehr Frauen in Führungspositionen vor. Lies mehr zu den neuen Regelungen in diesem Beitrag.
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Irgendwer noch ohne Frau im Vorstand? Leider ist der Frauenanteil in vielen Vorständen deutscher Unternehmen nach wie vor zu niedrig. Aber das soll sich jetzt ändern – mit einer neuen Regelung im Gesetz zur Frauenquote. Tut sich jetzt endlich etwas in den Vorstandsetagen unseres Landes? Was Anfang 2021 gesetzlich beschlossen wurde? JobTeaser gibt einen Überblick.
Was genau besagt die Frauenquote?
Um die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur zu gewährleisten, gibt es die Frauenquote. Den Grundstein für die Frauenquote legt das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDWA) der Vereinten Nationen von 1980, auch als Frauenrechtskonvention bekannt. Konkret gesprochen ist die Frauenquote der Anteil an Frauen im Verhältnis zur Gesamtanzahl aller mitarbeitenden Personen in einem Unternehmen.
Mit dieser Formel lässt sich die Frauenquote ermitteln:
Frauenanteil = Anzahl der beschäftigten Frauen / Gesamtzahl aller Mitarbeiter x 100
Bleiben wir hier beim Frauenanteil in Vorständen und nehmen zum Beispiel an, dass der Vorstand eines Unternehmens aus vier Männern und einer Frau besteht, dann beträgt die Frauenquote 20 Prozent. Now do the math!
Der Frauenanteil in Vorständen und Co. – die Zahlen
Heute gehen in Deutschland deutlich mehr Frauen einer Arbeit nach als noch vor einigen Jahrzehnten. Allerdings gibt es immer noch Berufe, in denen Frauen kaum vertreten sind und es sieht ganz danach aus, dass die klassischen Muster von typischen Männer- und Frauenberufen immer noch fest in den Köpfen unserer Gesellschaft verankert sind. So gehören im Jahr 2020
- die Kauffrau für Büromanagement,
- die Medizinische sowie die Zahnmedizinische Fachangestellte
zu den beliebtesten Ausbildungsberufen von Frauen[1]. Dabei wählen Frauen häufig Berufe, die im Vergleich zu Männerberufen weniger gut bezahlt werden und bei denen oftmals schlechtere Karrieremöglichkeiten vorliegen.
Lesetipp: Warum verdienen Männer mehr als Frauen?
Die Frauenquote in deutschen Vorständen zeigt ein ähnliches Bild. So ist nur knapp jede dritte Führungskraft (29,4%) in Deutschland eine Frau[1]. Zu den Führungspositionen werden übrigens Vorstände und Geschäftsführer:innen sowie Führungskräfte in Handel, Produktion und Dienstleistungen gezählt. Lass uns einen Blick auf weitere interessante Zahlen werfen.
Wie viele Frauen sitzen in den Vorständen Deutschlands?
- Der Frauenanteil in den Vorständen der Top 200 Unternehmen in Deutschland beträgt 11,5 Prozent.
- Der Frauenanteil in den Vorständen der Top-30-Unternehmen im DAX liegt bei 14,6 Prozent.
- Der Frauenanteil in den Vorständen von Unternehmen der DAX-Gruppen kommt auf 11,1 Prozent.[3]
Mehr lesen: Frauen in Führungspositionen: So wirst du eine erfolgreiche Führungskraft
Neues Gesetz für mehr Frauen im Vorstand
Die Zahlen sprechen für sich: Noch immer sind Frauen in den Vorständen deutscher Unternehmen unterrepräsentiert. Eine Änderung soll nun die Reform des Gesetzes zur Frauenquote erzielen.
Kurz vorweg: Mit dem gesetzlichen Beschluss vom März 2015 soll die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im Öffentlichen Dienst geregelt werden. Demnach sind voll mitbestimmungspflichtige und börsennotierte Unternehmen dazu verpflichtet, eine Quote von mindestens 30 Prozent Frauen in Aufsichtsräten zu besetzen. Das entsprechende Gesetz trat am 1. Januar 2016 in Kraft.
Diese Regelung zeigt Wirkung und genau das soll nun auch die neue Gesetzgebung für mehr Frauen im Vorstand bringen. Laut Gesetz sollen bei den großen voll mitbestimmungspflichtigen und börsennotierten Unternehmen ab vier Vorstandsmitgliedern künftig mindestens eine Frau und mindestens ein Mann im Vorstand vertreten sein (Mindestbeteiligungsgebot). Das Gesetz für mehr Frauen in Führungspositionen (FÜPoG II) ist am 12. August 2021 in Kraft getreten.
Die wichtigsten Regelungen des FÜPoG II im Überblick
- Verbindliche Geschlechterquote für den Vorstand: Das gilt bei einem Eintritt ab dem 1. August 2022. Wann in den jeweiligen Unternehmen die Besetzung eines Vorstandspostens ansteht, ist eine Frage des Einzelfalls.
- Begründungspflicht für Zielgröße null: Wenn börsennotierte Großunternehmen ihr Vorstandsgremium weiterhin ohne Frauen planen, muss das ausführlich und verständlich begründet werden. Denn ein Frauenanteil von null Prozent sollte zukünftig die Ausnahme sein.
- Sanktionsmechanismus: Wer diese Berichtspflicht verletzt, dem droht ein empfindliches Bußgeld.
- „Stay on Board“-Regelung: Bei Mutterschutz, Elternzeit, Krankheit und Pflege eines Familienangehörigen dürfen Vorstandsmitglieder künftig eine Auszeit nehmen.
Welche DAX-Unternehmen haben die beste Frauenquote im Vorstand?
Noch nie wurden in deutschen Konzernen mehr Frauen auf Vorstandsebene rekrutiert als in den vergangenen zwölf Monaten – mit steigender Tendenz. Immer mehr DAX-Unternehmen wie Allianz, BASF, Daimler, Deutsche Telekom oder SAP führen zwei Frauen im Vorstand, Airbus aktuell drei, so der Stand im November 2021. Mit Belén Garijo (Merck) gibt es in diesem Jahr die erste alleinige CEO im DAX. Spitzenreiter mit einer Frauenquote von 33,3 Prozent im Vorstand sind BASF und RWE. Über eine Frauenquote im Vorstand von null verfügen Delivery Hero, Linde und Sartorius. Künftig aber wird es kaum noch reine Männerriegen in DAX-Vorständen mehr geben. Vergleiche dazu auch die nun folgende Liste.
Überblick: Die Top-30-DAX Unternehmen und ihre Frauenquote im Vorstand
Unternehmen | Frauen im Vorstand | Geschlechterquote | Frauenquote im Vorstand |
Adidas | Amanda Rajkumar – Human Resources | 1 w / 5 m | 16 Prozent |
Airbus | Catherine Jestin – Digital & Information Management Julie Kitcher – Communications & Corporate Affairs Sabine Klauke – Chief Technical Officer | 3 w / 12 m
| 20 Prozent |
Allianz | Laura Gersch – Firmenkunden & Personal Dr. Barbara Karuth-Zelle – Operations & IT | 2 w/ 8 m | 20 Prozent |
BASF | Saouri Dubourg Dr. Melanie Maas-Brunner | 2 w / 4 m | 33, 3 Prozent |
Bayer | Sarena Lin – Transformation & Talent | 1 w / 5 m | 16 Prozent |
Beiersdorf | Astrid Hermann – Finance | 1 w / 6 m | 14 Prozent |
BMW | Ilka Horstmeier – Personal- & Sozialwesen | 1 w / 6 m | 14 Prozent |
Continental | Dr. Ariane Reinhart – Human Relations & Nachhaltigkeit | 1 w / 6 m | 14 Prozent |
Daimler | Renata Jungo Brüngger – Integrität und Recht Britta Seeger – Vertrieb | 2 w / 5 m | 28 Prozent |
Delivery Hero | 0 w / 3 m | 0 Prozent | |
Deutsche Bank | Christiane Riley – Chief Executive Officer Americas Rebecca Short – Chief Transformation Officer | 2 w / 8 m | 20 Prozent |
Deutsche Börse | Heike Eckert – Human Resources | 1 w / 5 m | 16 Prozent |
Deutsche Post | Melanie Kreis – Finanzen | 1 w / 7 m | 12,5 Prozent |
Deutsche Telekom | Birgit Bohle – Personal & Recht Claudia Nemat – Technologie & Innovation | 2 w / 6 m | 25 Prozent |
E.ON | Victoria Ossadnik – Chief Operating Officer - Digital | 1 w / 4 m | 20 Prozent |
Fresenius | Rachel Empey – Finanzen | 1 w / 6 m | 14 Prozent |
Henkel | Sylvie Nicol – Personal & Infrastructure Services | 1 w / 5 m | 16 Prozent |
Infineon | Constanze Hufenbecher – Chief Digital Transformation Officer | 1 w / 4 m | 20 Prozent |
Linde | 0 w / 9 m | 0 Prozent | |
Merck | Belén Garijo – Vorstandsvorsitzende | 1 w / 4 m | 20 Prozent |
Münchener Rück | Dr. Doris Höpke – Europe and Latin America & Human Resources | 1 w / 8 m | 11 Prozent |
Porsche | Barbara Frenkel – Beschaffung | 1 w / 6 m | 14 Prozent |
RWE | Zvezdana Seeger – Personalvorständin & Arbeitsdirektorin | 1 w / 2 m | 33,3 Prozent |
SAP SE | Sabine Bendiek – Chief People & Operating Officer und Arbeitsdirektorin Julia White – Chief Marketing und Solutions Officer | 2 w / 5 m | 28 Prozent |
Sartorius | 0 w / 4 m | 0 Prozent | |
Siemens | Judith Wiese – Chief People and Sustainability Officer | 1 w / 4 m | 20 Prozent |
Siemens Healthineers | Darleen Caron – Chief Human Resources Officer | 1 w / 3 m | 25 Prozent |
Volkswagen | Hiltrud Dorothea Werner – Integrität & Recht | 1 w / 7 m | 12,5 Prozent |
Vonovia | Helene von Roeder – Finanzen | 1 w / 3 m | 25 Prozent |
Zalando | Astrid Arndt – Chief People Officer | 1 w / 4 m | 20 Prozent |
Stand: November 2021
[1] Quelle: Der Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft
[2] Quelle: Statistisches Bundesamt
[3] Quelle: Statista, Jahr 2020
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