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Karrierebarometer Wintersemester 2022: Die Gen Z gerät unter Existenzdruck

  • Freitag, 16. September 2022
  • Svenja Rausch

Studierende und Absolvent:innen sind nach über zwei Jahren Pandemie mit der nächsten Krise konfrontiert, die sie weiter verunsichert. Inzwischen wissen die meisten kaum mehr, was sie in der Arbeitswelt erwartet.

Eine Gruppe junger Menschen in Rückenansicht betritt das Campus Gelände


Studierende und Absolvent:innen sind nach über zwei Jahren Pandemie mit der nächsten Krise konfrontiert, die sie weiter verunsichert. Inzwischen wissen die meisten kaum mehr, was sie in der Arbeitswelt erwartet. Neben dem spürbaren Mangel an Praxis hat das auch erhebliche Finanzierungslücken zur Folge. Zunehmende Inflation und steigende Energiepreise tragen dazu bei. Ein Großteil fürchtet, das eigene Leben nicht finanzieren zu können. Unternehmen sind deshalb gefordert, dem akademischen Nachwuchs klare Perspektiven zu bieten.

Diese und weitere Erkenntnisse liefert unser brandneues „Karrierebarometer Young Talents“, das auf der Befragung von 1.959 Studierenden und Absolvent:innen zum Wintersemester 2022/23 basiert und gerade in sechster Auflage erscheint.

Konkrete Zukunftsängste und existenzielle Nöte

Zwar sind die Studierenden seit Sommer zurück an den Hochschulen, doch die Hoffnung, im „Normalbetrieb“ werde sich alles zum Guten wenden, hat sich nicht erfüllt. Mittlerweile erschweren die Folgen des Ukrainekriegs samt zunehmender Inflation und steigender Energiepreise zusätzlich den Berufsstart.

Seit unserer ersten Befragung Anfang 2020 hat die Besorgnis konstant zugenommen und ist mittlerweile zu konkreten Zukunftsängsten und existenziellen Nöten geworden: 44 Prozent der Studierenden und 59 Prozent der Absolvent:innen fürchten, ihr Leben nicht finanzieren zu können. 78 Prozent der Studierenden und 93 Prozent der Absolvent:innen auf Jobsuche sorgen sich um den beruflichen Lebensweg. Unter den Studierenden hat sich dieser Wert mehr als verdreifacht.

Aus dem alten Kinderzimmer in die Arbeitswelt

Wie vorherige Karrierebarometer zeigten, haben nicht wenige ihr Remote-Studium aus dem ehemaligen Kinderzimmer absolviert, in das sie zurückgezogen waren. Daher überrascht es kaum, dass mittlerweile 34 Prozent der Absolvent:innen auf Jobsuche fürchten, sich nicht in ein Team einfinden zu können. Eine Folge der sozialen Isolation.

Neben der Sorge und Verunsicherung bleibt auch die Orientierungslosigkeit der jungen Talente groß. Mangels Praxis wissen viele inzwischen nicht mehr, was sie in der Arbeitswelt erwartet – und 86 Prozent haben keinen klaren Karriereweg mehr vor Augen. Der Wert ist seit der letzten Befragung konstant.

Junge Talente gehen auf Nummer sicher

In Folge existenzieller Sorge ist das Bedürfnis nach Stabilität und Sicherheit weiterhin hoch. So erwägen 61 Prozent, sich bis zu zehn Jahre an ein Unternehmen zu binden. 31 Prozent können sich vorstellen, unbegrenzt beim selben Arbeitgeber zu bleiben. 73 Prozent wünschen sich einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Dennoch sind die jungen Talente auch kompromissbereit. Denn 53 Prozent geben an, im Krisenkontext auch einen befristeten Vertrag anzunehmen.

Auch bei der Wahl des Arbeitgebers ist das Sicherheitsbedürfnis groß. Bei den Kriterien rangiert das Gehalt mit 59 Prozent ganz vorn. An zweiter Stelle wird allerdings wieder die Work-Life-Balance genannt, die zuletzt an Stellenwert verloren hatte.

Ansprüche an Arbeitgeber bleiben hoch

Bei allem Sicherheits- und Orientierungsbedürfnis behalten die jungen Talente den Anspruch einer sinnstiftenden Tätigkeit. 83 Prozent ist es auch in Krisenzeiten wichtig, dass ihre künftige Arbeit einen höheren Zweck verfolgt. Ebenso viele setzen voraus, dass potenzielle Arbeitgeber Wert auf Gleichberechtigung und Diversität legen, 91 Prozent erwarten zudem den Einsatz gegen Diskriminierung.

In puncto Homeoffice haben die jungen Talente hingegen ihre Schlüsse aus der sozialen Isolation gezogen: Nur noch 15 Prozent wollen komplett zuhause arbeiten. 59 Prozent wünschen sich einen Mix aus Homeoffice und Büro, 25 Prozent bevorzugen die Arbeit im Büro. Trotz der Angst, sich nicht integrieren zu können, überwiegt auch hier der Wunsch, zu etwas größerem Ganzen beizutragen und sogar Teil davon zu sein.

Orientierung, Perspektive und Präsenz sind gefragt

Die Erkenntnisse des Karrierebarometers zeigen, dass der akademische Nachwuchs händeringend nach konkreter Beratung und Wegweisern in die Arbeitswelt sucht. Er ist orientierungslos und hat Existenzängste. Unternehmen sind deshalb mehr denn je gefordert, Orientierung zu bieten, Perspektiven aufzuzeigen – und damit aktiv dem eigenen Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Die eigenen Tore nach Ende der Kontaktbeschränkungen wieder weit aufzumachen und den jungen Talenten zu zeigen, was für sie drin ist, bleibt das Gebot der Stunde. Inzwischen aber gilt allerdings auch, Abhilfe zu schaffen, wo immer es geht. Wenn Absolvent:innen mittlerweile sogar befürchten, sich nicht ins Team integrieren zu können, sollten Unternehmen gangbare Brücken für die Jobeinsteiger:innen bauen. Wer die existenziellen Sorgen ernst nimmt, sollte sich sogar bewogen fühlen, mit bezahlten Praktika, Werkstudierendenstellen oder der Vergabe von Stipendien präsent zu sein.

Der komplette Report mit weiteren spannenden Ergebnissen und einer tieferen Analyse steht zum kostenlosen Download bereit.

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