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Kategorie: Persönliche Entwicklung

Warum prokrastinieren wir?

Wer kennt es nicht, das systematische Aufschieben lästiger Aufgaben? Verhaltensforscher nennen das Phänomen Prokrastination. Nimm dir die Zeit für diesen Beitrag und lerne, wie du nicht noch mehr davon verschwendest.

1 min Lesezeit

Es passiert uns allen: Wir wissen, dass wir etwas zu tun haben - z. B. den Abwasch machen, uns auf eine große Präsentation vorbereiten oder für eine Prüfung am Ende des Semesters lernen - aber auf TikTok zu scrollen ist gerade viel spannender. Also schieben wir die Aufgaben immer wieder auf. Wir prokrastinieren. Wir wissen, dass das schlecht ist, aber wir tun es trotzdem. Aber warum?

Zwei Arten von Motivation

Es gibt nicht nur eine, sondern mehrere Arten von Motivation. Wir können daher zwischen 

  • extrinsischer Motivation und 
  • intrinsischer Motivation 

unterscheiden. Bei der extrinsischen Motivation wird unser Handeln durch eine externe Belohnung gesteuert. Ein Beispiel dafür ist das Lernen, um gute Noten in den Abschlussprüfungen zu bekommen. Die intrinsische Motivation hingegen kommt aus uns selbst. Zum Beispiel, wenn wir etwas lernen, weil es uns wirklich interessiert.

Was uns motiviert, ändert alles. Deshalb gehen wir lieber ins Kino, als den Abwasch zu machen, der schon ein paar Tage in der Spüle steht. Im ersten Fall ist die Motivation intrinsisch, während es für den Abwasch eindeutig eine äußere Belohnung gibt - eine saubere Küche -, die sich erst nach Abschluss der Aufgabe einstellt. Und unser Gehirn bevorzugt offensichtlich Tätigkeiten, die eine sofortige Belohnung bieten. Es bewirkt damit, dass Tätigkeiten mit direkter Belohnung nicht aufschiebst.

Es liegt nicht an mir, es liegt an meinem Gehirn

Die Struktur unseres Gehirns ist besonders effektiv, wenn es darum geht, unsere inneren Motivationen anzusprechen. Das verdanken wir unserem anterioren cingulären Cortex (ACC) und dem dopaminergen System. Wenn unser Gehirn alles hat, was es braucht, schüttet es Dopamin aus. Dieses Hormon ist auch als "Wohlfühlhormon" bekannt.

Wenn wir also etwas tun, das uns Spaß macht, fällt uns das Lernen leichter. Wir sind konzentrierter, engagierter, aufmerksamer und kreativer - und wir geben uns bei Schwierigkeiten mehr Mühe. Kurz gesagt, wir sind motivierter.

Das Problem ist, dass wir uns nicht immer auf unsere intrinsische Motivation verlassen können, denn es gibt langweilige, aber notwendige Aufgaben, die wir erledigen müssen, wie zum Beispiel den Abwasch. Um sie zu erledigen, müssen wir oft externe Motivationsquellen finden. Das ist zwar viel weniger stark als die intrinsische Motivation, aber es funktioniert trotzdem. Denn wenn es weder eine intrinsische noch eine extrinsische Motivation gibt, werden wir die Aufgabe garantiert wieder aufschieben.

Wer prokrastiniert?

Neurowissenschaftlichen Untersuchungen zufolge neigt das Gehirn von Prokrastinierern dazu, sofortige Belohnungen zu bevorzugen. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Menschen, die fast nie prokrastinieren. 

Im Jahr 2016 zeigten Forscher, dass es einen Zusammenhang zwischen Negativität und Prokrastination gibt. Und warum? Weil wir, wenn wir uns selbst negativ beurteilen, ein neuronales Netzwerk namens Default Mode Network (DMN) nutzen. Dieses DMN ist jedoch auch das Netzwerk, das wir zur Organisation und Planung unserer Aktivitäten nutzen. Wenn wir das DMN also nutzen, um uns selbst negativ zu beurteilen, hat es weniger Bandbreite, um zu planen und zu organisieren. Wie uns die Forscherin Stacy Callaghan erläuterte, ist ein großer Teil der Menschen, die unter dem Hochstaplersyndrom leiden, von Prokrastination betroffen und neigt daher dazu, sich selbst herunterzumachen.

Die Erkenntnis, dass wir prokrastinieren, ist der erste Schritt, um Lösungen zu finden und unsere Motivation mit ein paar einfachen Übungen zu steigern.